Die Fähigkeit zum „Netzwerken“ gilt nicht erst seit Kurzem als Schlüsselfaktor für den beruflichen Erfolg. Es bedeutet, Personen zu kennen, die Hindernisse auf der Karriereleiter aus dem Weg räumen können, bei Problemen fundierten Rat wissen oder die einfach nur die richtige Information rechtzeitig liefern, sodass bedeutsame Fehler vermieden werden oder Intrigen erst gar nicht entstehen können. Der etwas grob ins Deutsche gezwängte Begriff für das englische „Networking“ präsentiert sich dennoch wesentlich ansprechender als die eindeutig negativ belegte „Seilschaft“, der „Klüngel“ oder gar die sexistisch zu nennende „Männerfreundschaft“.
Tatsächlich klingt nicht nur der Begriff „Netzwerk“ neutraler, auch die damit bezeichneten Aktivitäten sind längst nicht so emotional, exklusiv oder auch hierarchisch, wie die urdeutschen Begriffe assoziieren. Es werden Kontakte zu interessant erscheinenden Personen und Institutionen geknüpft und konsequent gepflegt. Die Zusammensetzung des Netzes orientiert sich am jeweiligen Interessenprofil und kann im Zeitablauf variieren.
Immer beinhaltet ein solches Netzwerk jedoch Kontakte, die eine stabile Grundstruktur bilden, weil sie Vorteile bieten, wie beispielsweise juristische Kompetenz, profunde IT-Kenntnisse oder aktives Zuhören in allen Lebenslagen. Daneben werden Ansprechpartner gezielt aufgebaut im Umfeld eines angestrebten Jobs oder interessanter Geschäftspartner, vor allem als zuverlässige Informationsquellen. Eine dritte Gruppe bilden Kontakte, die auf Grund eines aktuellen Projekts oder besonderer Lebensumstände meist nur für einen temporären Einsatz gesucht und nach Veränderung der Ausgangssituation wieder zurückgefahren werden. Aber am Ende ist es immer ein Geben und Nehmen!
Nicht jeder ist so kommunikationsfreudig oder entsprechend begabt, dass er die zahllosen Zufallsbegegnungen im Beruf, auf (Geschäfts-)Reisen, bei Veranstaltungen jeglicher Art oder in der Freizeit für sein Beziehungsgeflecht nutzen kann. Konzentriert kann Netzwerken in thematisch definierten Institutionen betrieben werden, deren Hauptzweck die Förderung der Kommunikation zwischen ihren Mitgliedern ist. Dazu gehören in erster Linie die Berufsverbände. Neben der Interessenvertretung für ihre Mitglieder nach außen bieten sie eine ergiebige Plattform für Netzwerker. Lokale Abendveranstaltungen zu Spezialthemen bringen Teilnehmer mit gleichgearteten Interessen zusammen und in digitalen Arbeitsgemeinschaften und Mitgliederforen können Teilnehmer Gemeinsamkeiten entdecken.
Einen konkreten Vorteil bringen auch die Serviceangebote der meisten Berufsverbände. Neben allgemeinen branchenrelevanten und arbeitstechnischen Informationen bieten sie häufig fachjuristische Ansprechpartner, leisten Hilfestellungen bei allen Fragen rund um die berufliche Tätigkeit und führen diverse Weiterbildungsmaßnahmen im Programm. Vergleichbares halten auch regionale Wirtschaftsverbände vor allem für Selbständige und Freelancer bereit oder ausbildungsspezifische Vereine wie der VDI. Beitreten kann einem Verband, wer die berufsspezifischen Aufnahmerichtlinien erfüllt (z. B. Deutscher Medienverband für Journalisten, die dort auch einen Presseausweis beantragen können).
Doch auch in diesen für Kontaktaufnahmen bestens präparierten Umgebungen geschieht nichts automatisch. Eigeninitiative ist daher der Motor schlechthin für ein funktionierendes Netzwerk. Aktiv auf Menschen zu- und vor allem auf sie einzugehen, markiert den ersten und entscheidenden Schritt. Danach beginnt die schwierige Balance des Austauschs, genannt Kontaktpflege. Ein stetiges und ausgewogenes Nehmen und Geben soll es sein, möglichst ohne dauerhafte Einseitigkeiten und immer unter respektvoller Wahrung der individuell unterschiedlichen Distanz.
Der Zeitaufwand für all diese Aktivitäten darf nicht unterschätzt werden. Doch selbst wenn ein Kontakt „eingeschlafen“ ist, kann er meist problemlos wieder reaktiviert werden, wenn die Beziehung zuvor ausbalanciert war.
Und manchmal ergeben sich durch das “Networken” auch wahre Freundschaften!
Der Schlussredakteur hat im Journalismus eine besonders wichtige Funktion. Er ist sozusagen die letzte Instanz, bevor Artikel in Druck gehen und in der Presse veröffentlicht werden.
Die Texte, die auf dem Tisch des Schlussredakteurs landen, haben bereits mehrere Stufen der Erstellung hinter sich. Zunächst werden die in der Redaktionskonferenz ausgewählten Themen von Redakteuren und Volontären sowie freien Journalisten gründlich recherchiert und für die jeweiligen Medien in das entsprechende Format gebracht. Die Koordination von Terminplänen und Arbeitseinsätzen, Druck und Anzeigenabteilung übernimmt dabei in vielen Redaktionen der Chef vom Dienst und bildet so die Schnittstelle zwischen Redaktion und Herstellung.
Redakteure arbeiten oft mit Grafikern, Fotografen sowie Korrespondenten und Nachrichtenagenturen zusammen, deren Beiträge sie redigieren. Das bedeutet, sie prüfen die sachliche Richtigkeit, verbessern Stil-, Rechtschreib- und Grammatikfehler, kürzen oder ergänzen Textpassagen. Diese Aufgaben können auch von Korrektoren und Lektoren übernommen werden.
Journalisten bzw. Redakteure können dem Deutschen Medienverband beitreten, einem Berufsverband, der ihre Interessen vertritt und seine Mitglieder beispielsweise in rechtlichen Angelegenheiten berät, ihnen Presseausweise ausstellt sowie Zertifizierungen anbietet. Sein oberstes Ziel ist der Erhalt und die Förderung von Qualität im Journalismus.
Sobald die Texte fertiggestellt und von Redakteuren, Korrektoren und / oder Lektoren, Chefredaktion sowie gegebenenfalls Ressortleiter und Rechtsabteilung freigegeben sind, bekommt der Schlussredakteur diese im Layout vorgelegt. Er schaut sich jeden Satz genau an, kontrolliert noch einmal auf grammatikalische und orthografische Richtigkeit. Im Unterschied zu einem Lektor greift er dabei jedoch nicht in die inhaltliche Ebene oder den Textstil ein. Der Schlussredakteur kontrolliert auch das Layout der Seiten und ob die Artikel in den entsprechenden Rubriken auf den richtigen Seiten stehen.
Bei Änderungswünschen und Fehlerkorrekturen hält er Rücksprache mit den Redakteuren oder der Ressortleitung. Anschließend werden die entdeckten Fehler korrigiert und die Änderungen in den Text übernommen. Sprach- und Stilsicherheit ist für einen Schlussredakteur ein absolutes Muss. Worthülsen und Schein-Informationen sollte er sofort enttarnen. Zudem sollte er über Fingerspitzengefühl und kommunikative Fähigkeiten im Umgang mit den Textautoren verfügen, besonders wenn es darum geht, sie auf ihre Fehler im verfassten Text aufmerksam zu machen.
Einen guten Journalisten machen neunzig Prozent Recherche und zehn Prozent Talent aus. Diese Ansage mancher Dozenten an journalistischen Bildungseinrichtungen weist auf die Bedeutung des Recherchierens im Medienberuf hin. Das stilistische Können gehört zwar zweifelsohne zum Erfolg, und auch die Idee für Beiträge kann zündende Wirkung haben. Doch alles dies nützt nichts, wenn nicht gründlich und umfassend recherchiert wird. Jede Nachricht, aus der ein Beitrag entstehen soll, muss von allen Seiten beleuchtet werden. Sind Genre sowie Thema und Absicht eines Beitrages festgelegt, ist der nächste Schritt die Ermittlung der Fakten. Als Hilfsmittel zum strukturierten Vorgehen dienen die sieben W-Fragen: Fünf von ihnen bilden das Basiswissen, die anderen beiden liefern Zusatzinformationen.
Dieses Fragenkonstrukt dient dem gezielten Vorgehen und erweist sich bei der laufenden Sammlung von Informationen als Basis für neue Fakten, die hinterfragt werden wollen. Hier ist Vorsicht geboten und Wesentliches vom Unwesentlichen zu trennen. Was will ich wirklich aussagen? Welche Rechercheergebnisse sind dafür tatsächlich notwendig? Thema und Absicht dürfen nicht aus den Augen verloren werden: Sie müssen die Zielgerade bestimmen.
Da auch das journalistische Arbeiten nicht immer ein Wunschkonzert ist, gibt es neben den eigenen Ideen für Themen die Artikelvergabe. Das heißt, der Journalist hat sich die Aufgabe nicht selbst gewählt, sondern bekommt sie als Auftrag. Die Motivation für diese Entscheidung bedeutet entweder, dass man für diese Geschichte prädestiniert ist oder schlicht kein anderer da ist, der sie schreiben kann. Auch das gehört zum Redaktionsalltag. Je nach Voraussetzungen kann auf Basiswissen zurückgegriffen oder muss bei Null angefangen werden.
Ein journalistischer Beitrag lebt von konkreter fachlicher Kompetenz. Aus diesem Grund gehört zur Recherche, diese Qualifikation über Quellen zu erhalten. Schließlich kann der Journalist zwar über dauerhaft verspätete Züge in einem x-beliebigen Bahnhof schreiben, die nötigen Fakten dazu liefert ihm aber der zuständige Ansprechpartner vor Ort. Neben der Vermittlung des eigenen Eindrucks können konkrete Informationen als Zitate mit dem Namen der Quelle angegeben werden. Möchte ein Informant nicht genannt werden, ist es möglich, ihn mit einem Alias auszustatten und die Bemerkung „der Name ist der Redaktion bekannt“ anzuführen. Erhält die Redaktion einen Tipp, ist ähnlich zu verfahren: “nach Recherchen/Informationen unserer Zeitung”. Grundsätzlich gilt: Wenn eine Quelle nicht zitiert werden möchte, hat dies so zu geschehen. Allerdings: Tatsachenbehauptungen über einen Dritten muss bei einer Klage beweisen können und das kann mit Informanten, die anonym bleiben wollen, schwierig werden.
Ein anderer wichtiger Punkt ist die Objektivität bei der Recherche. Da es nahezu immer zwei Seiten der Medaille, also eines Ereignisses gibt, ist es notwendig, die jeweiligen Parteien mit ihren Ansichten zu erwähnen bzw. ihnen die Möglichkeit einer Meinungsäußerung oder Stellungnahme zu geben. Je nach Thema und Brisanz muss fallbezogen entschieden werden, wieviel Raum der Problematik gegeben wird. Gegenüber den Befragten kann man sich durch einen Presseausweis als Journalist legitimieren. Dann wissen die Gesprächspartner auch, dass man regelmäßig und dauerhaft journalistisch tätig ist.
Bei einer klaren Auseinandersetzung, die viele Menschen interessiert, können zum journalistischen Beitrag die Leser/Hörer/Zuschauer in die Diskussion einbezogen werden. Auch hier ist es wichtig, immer zu wissen, mit wem man es zu tun hat.
Während der Phase der Recherche kann es natürlich auch passieren, dass das Thema so viele Informationen bietet, dass sich zu einem Bericht wegen seiner Brisanz noch ein Leitartikel aufdrängt oder sich zu einer Reportage noch ein Kurzporträt anbietet. Zudem kann das angehäufte Faktenmaterial und damit Hintergrundwissen für weitere Beiträge zu diesem Thema genutzt werden. Ein Beispiel dafür ist die Serie. Eine weitere Möglichkeit besteht, die recherchierten Informationen in Bezug zu einer anderen, aber tangierenden Thematik zu stellen und dazu wiederum Fragen aufzuwerfen.
Grundsätzlich gilt bei allen Recherchearbeiten, die Fakten und die Quellen zu überprüfen, also eine sogenannte Gegenrecherche vorzunehmen. Nichts ist für das Renommee, die Glaubwürdigkeit eines Journalisten und dessen Bekenntnis zum Qualitätsjournalismus so rufschädigend, wie einer “Ente”, einer Falschmeldung, aufgesessen zu sein.
Unter dem viel zitierten Begriff “Blattmacher” wird allgemein die Verantwortung dafür verstanden, der geplanten Printausgabe ihr letztendliches, der aktuellen Entwicklung bestmöglich angepasstes Gesicht zu verleihen. So kann es durchaus sein, dass in letzter Minute zum Aufmacher wird, was eigentlich ein Schattendasein zu führen bestimmt war. Der Blattmacher bleibt am Ball, solange es nur möglich ist – schließlich soll dem Leser ja ein Optimum an spannungsreichen Inhalten geboten werden, die keinesfalls von der Konkurrenz weggeschnappt oder überboten werden dürfen. So ging es zumindest zu den besten Zeiten in der Presselandschaft zu, als noch mit Schlagzeilen um Auflagenzahlen gekämpft wurde.
Im elektronischen Zeitalter hat der Chef vom Dienst vorwiegend einen organisatorischen Hoheitsbereich zu erfüllen. Seine – manchmal undankbare – Pflicht ist es, dafür Sorge zu tragen, dass der Zeitplan eingehalten wird. Er muss die säumigen Redakteure ermahnen, den festgelegten Redaktionsschluss einzuhalten, während diese nichts Besseres zu tun haben, als widerspenstige Informanten damit unter Druck zu setzen. Was er unbedingt braucht, ist ein feines Gespür dafür, an welcher Stelle des abzudeckenden Themenspektrums die Nachrichtenlage jederzeit hochkochen oder eine überraschende Wendung nehmen könnte. Dann gilt es, schnell zu handeln und keine Rücksicht auf Eitelkeiten zu nehmen.
Der einer Meldung vorab zugemessene Platz im Blatt muss dann zugunsten dringlicher Eilentscheidungen weichen. Auch empfindliche Einschnitte im Bereich treulich gehüteter Steckenpferde sind dann nicht zu vermeiden. Glimpflich geht das Gerangel aus, wenn es nur einen Lückenbüßer trifft. Doch wer kann sich den angesichts des immer schärfer werdenden Wettbewerbs im Printsektor eigentlich noch leisten? Grundsätzlich wird jeder Beitrag seiner vermeintlichen Wertigkeit entsprechend auf mehr oder weniger Spalten verteilt, doch wenn die ursprüngliche Einschätzung von der Wirklichkeit überholt wird, können aus 20 Zeilen schnell 200 werden. Und dann flattert noch ein Katastrophenbild herein, dass in der allernächsten Ausgabe nur noch Schnee von gestern wäre.
Es zählt zu den Eigenarten der wahren Sensationen, dass sie selten vorhersehbar sind. Wenn sie sich ereignen, ist Flexibilität gefragt und der Mut zu einer Entscheidung, die sehr wohl geeignet ist, den Zorn der Mitarbeiter auf sich zu ziehen. Wer in dem Moment als Chef vom Dienst auf das falsche Pferd setzt, kann seiner Karriere damit den tödlichen Stoß versetzen. Wer aber den richtigen Riecher beweist, wenn die Nerven blank liegen, kommt notfalls auch an anderer Stelle schnell voran. Der Chef vom Dienst kann Dinge ins Blatt heben, die dadurch zum unangefochtenen Überraschungsgast der Redaktionskonferenz des nächsten Tages werden. Er trifft die endgültige Entscheidung über Inhalte, Darbietungsformen und ihre Ausprägung so, wie die Lage es erfordert.
Damit kann er durchaus in einen eklatanten Widerspruch zur Anordnung des Chefredakteurs geraten, der die Linie des Blatts bestimmen muss und für die Wahrung der Prinzipien gemäß dem beschlossenen Statut zu sorgen hat. Niemand gerät leichter zwischen die Mühlsteine des Pressebetriebs als der Chef vom Dienst, der seinen Kopf immer dann hinzuhalten hat, wenn es brenzlig wird. Im Zweifelsfall tut er gut daran, sich abzusichern. Ganz sicher wird er aber für jedes Missgeschick zur Rechenschaft gezogen, das sich in der Hektik des Geschäfts nur allzu leicht ereignen kann.
Gerichtsverfahren sind ein unabdingbarer Teil des Rechtsstaates. Die Transparenz der Justiz spielt für das Vertrauen der Bürger in die Rechtssprechung eine ganz entscheidende Rolle. Der Gerichtsreporter erfüllt somit eine wichtige Aufgabe, indem er die Öffentlichkeit vor Gericht herstellt.
Der Gerichtsreporter berichtet von jenen Verfahren, die das Interesse der Bürger wecken. Meistens sind dies zwar eher spektakuläre Strafverfahren (z. B. Anklagen gegen Jörg Kachelmann oder Uli Hoeneß bis hin zum NSU-Prozess), aber manchmal wird durchaus auch umfassend über Zivilverfahren (wie Leo Kirch gegen Deutsche Bank) oder sogar über verwaltungsrechtliche Streitigkeiten (jüngst Annette Schavan gegen die Universität Düsseldorf) berichtet. Dem Journalisten kommt somit die schwierige Aufgabe zu, rechtlich komplizierte Sachverhalte sowohl verständlich als auch präzise darzustellen. Dies setzt ein fundiertes juristisches Fachwissen voraus. Um Sachverhalte für die Leserschaft verständlich erklären zu können, muss ein Journalist sie erst einmal verstanden haben.
Als eigenes Metier im weiten Feld des Journalismus hat sich die Berichterstattung aus den Gerichtssälen der Republik bereits seit den Anfängen der ersten Zeitungen etabliert. Verlage und Rundfunkanstalten, die dem Begriff des Qualitätsjournalismus ernst nehmen, verfügen über gut ausgebildete Gerichtsreporter, die das notwendige juristische Wissen auf der einen Seite mitbringen und auf der anderen Seite auch ihr journalistisches Handwerk aus dem Effeff beherrschen.
Wichtig ist, dass Journalisten sich nicht zum Spielball einer der beiden Prozessparteien degradieren lassen, sondern objektiv berichten. Während früher vor allem medienerfahrene Anwälte den Kontakt zu Journalisten im Interesse ihrer Mandanten gesucht haben, betreiben inzwischen auch Staatsanwaltschaften vermehrt Pressearbeit. Hier gilt für den Gerichtsreporter nichts anderes als für jeden anderen Journalisten: Höre Dir beide Seiten an und lasse dich von keiner vereinnahmen.
Zunehmend brisanter wird das Thema der Akkreditierung von Reportern bei Gericht, denn bei besonders spektakulären Verfahren übersteigt oft die Anzahl der um Akkreditierung bittenden Journalisten die Anzahl der Presseplätze. Hier kann ein Presseausweis dem Journalisten helfen, seine regelmäßige und dauerhafte journalistische Tätigkeit nachzuweisen.
Bild und Tonübertragungen aus dem Gerichtssaal sind bei Gerichtsverhandlungen und Urteilsverkündungen nicht zulässig. Ausnahme sind Urteile des Bundesverfassungsgerichtes. Eine gegen dieses Verbot im Jahr 2000 gerichtete Verfassungsbeschwerde von n-tv blieb erfolglos. Auch mit Zustimmung sämtlicher Prozessbeteiligter gilt nichts anderes. Ob Fotos vor Beginn der Verhandlung gemacht werden dürfen, entscheidet der Vorsitzende Richter.
Ein Pseudonym bezeichnet einen Tarnnamen, der die wahre Identität des Urhebers eines Werkes verborgen hält. Im Gegensatz zum ebenfalls weit verbreiteten Künstlernamen soll hier der Schöpfer durch die Nutzung des Decknamens zumeist vor der Öffentlichkeit versteckt bleiben. Die Erfahrung lehrt jedoch, dass sich eine strikte Abgrenzung beider Begriffe bisweilen als schwierig erweist; in seiner reinsten Form ist das Pseudonym noch immer in dem ihm eigentlich angestammten Bereich der Schriftstellerei zu finden.
Da die Tarnnamen unter anderem dazu dienen können, die Verfasser von in politischer, gesellschaftlicher oder sexueller Hinsicht als anstößig empfundenen Werken vor einer strafrechtlichen Verfolgung oder gesellschaftlichem Ansehensverlust zu schützen, griffen gefährdete Autoren von jeher gern auf diese Möglichkeit der Tarnung zurück. Die Verwendung lässt sich entsprechend durch alle literarischen Epochen zurückverfolgen und ist somit ähnlich alt wie das veröffentlichte Schreiben selbst. Doch obwohl diese Form der Verschleierung der Urheberschaft ursprünglich nur unter Schriftstellern üblich war, werden Pseudonyme mittlerweile auch in zahlreichen anderen künstlerischen Sparten – beispielsweise der Musik – rege genutzt. Mit dem Journalismus haben diese zudem längst das Flaggschiff der Medien erobert; insbesondere, als die Presse noch strengen Regulierungen unterworfen war, kam der anonymen Veröffentlichung hier ebenfalls eine wichtige Schutzfunktion zu.
Trotzdem greift es deutlich zu kurz, die Nutzung von Tarnnamen nur als Rücksichtnahme auf gesellschaftliche Konventionen zu verstehen; ebenso häufig wurden und werden diese aus rein ästhetischen Gründen genutzt. Dies ist unter anderem der Fall, wenn der bürgerliche Name dem Kunstschaffenden selbst als zu bieder erscheint. Des Weiteren haben aber auch kommerzielle Überlegungen oftmals die Wahl eines Pseudonyms begründet – etwa wenn ein Journalist auf einen optimalen Wiedererkennungseffekt zielt. Diese sind zudem dort gebräuchlich, wo sich bei der journalistischen Arbeit informative und künstlerische Aspekte vermengen; von Kurt Tucholsky bis zu Hans Dichand stehen Kunstnamen hier in einer langen Tradition.
Überdies werden Pseudonyme von bereits etablierten Künstlern genutzt, um zwei verschiedene Schaffensperioden erkennbar voneinander abzugrenzen. Diese Form der Veröffentlichung macht es schon bekannten Schriftstellern obendrein bisweilen leichter, jenseits aller Erwartungen neue kreative Wege zu beschreiten. In der jüngeren Gegenwart griffen unter anderem Stephen King und J. K. Rowling bei alternativen Projekten auf einen Decknamen zurück: Das Beispiel der vormaligen Kinderbuchautorin verdeutlicht zudem, dass eine unfreiwillige Enttarnung für den „Täter“ juristische Konsequenzen nach sich ziehen kann – das „Outing“ wurde mit einer Geldstrafe in Höhe von 1000 britischen Pfund belegt.
Zu den Social Media zählen soziale Netzwerke wie Facebook ebenso wie Weblogs, Videokanäle und Twitter. Allen gemein ist: Sie sollen zumindest theoretisch jedem zugänglich sein und die Verbreitung von Nachrichten auf einer nichthierarchischen Ebene ermöglichen, die sich in Dialogen oder Diskussionen fortsetzt. Ein Nachweis, dass die Person regelmäßig und dauerhaft journalistisch tätig ist, wie dieser etwa durch einen Presseausweis des Deutschen Medienverbandes erfolgt, einem Berufsverband für Journalisten, die sich der Qualität im Journalismus verpflichtet fühlen, ist nicht notwendig. Dieser Wunsch, die Nachrichtenwelt zu demokratisieren, birgt jedoch einige Probleme in sich. Eines davon betrifft die Bewertung der Glaubwürdigkeit einer Nachricht bzw. der Quelle, von der sie stammt, die sich auf die Frage zuspitzen ließe: Handelt es sich wirklich um Qualitätsjournalismus oder um die Verbreitung von Gerüchten, basierend auf einer Mischung aus Dichtung und Wahrheit?
Nachrichten, die über die sozialen Medien geteilt werden, können sich rasant verbreiten. Sie lassen sich teilen, kommentieren, verändern, diskutieren. Niemand muss Journalist sein, schon gar keiner, der durch eine Zertifizierung des Deutschen Medienverbandes nachgewiesen hat, dass er sein journalistisches Handwerk beherrscht, um auf diese Weise Nachrichten herausgeben zu können. Verbände twittern ebenso wie Parteivorsitzende oder die Privatperson – und oft weiß man noch nicht einmal, in welcher Eigenschaft Personen twittern. Das Private wird somit oft öffentlich und damit politisch und geschäftlich genutzt. Von den klassischen Medien werden die Social Media einerseits zur Verbreitung eigener Nachrichten genutzt, andererseits dienen ihnen Blogs und Twitter-Accounts als Nachrichtenquelle. Die Verbreitung von Nachrichten über Social Media beeinflusst daher sowohl das Verhalten der Rezipienten als auch die Recherche von Journalisten und definiert die Grenze zwischen Journalismus und persönlich motivierter Nachrichtenverbreitung neu. Diese Veränderungen sollten in die Diskussion über Qualität im Journalismus mit einbezogen werden.
Der Wettlauf um die Zeit, der die Nachrichtendienste ohnehin immer begleitet, wird durch Social Media noch einmal verschärft. Ein Nachteil, der sich daraus ergibt, besteht in der mangelnden Prüfung des Wahrheitsgehaltes von Informationen. Dennoch lässt sich – trotz mancher bedauernswerter Negativbeispiele – festhalten, dass Journalisten, die sich dem Qualitätsjournalismus verpflichtet fühlen und über eine solide journalistische Ausbildung verfügen, mit der Bewertung und Aufbereitung von Quellen und Informationen eher vertraut sind als Laien. In Deutschland kommt hinzu, dass sie sich dem Pressekodex des Deutschen Presserates verpflichtet fühlen sollten. Ein Presseausweis, der von einem seriösen Journalistenverband mit hohen Qualitätsstandards ausgestellt ist, weist die Berufsgruppenzugehörigkeit eines Journalisten nach.
Kommt einem mit dem Smartphone gefilmten Amateurvideo, das einen Demonstrationsverlauf ausschnitthaft zeigt, der gleiche Beweischarakter zu, wie dem Film eines journalistisch ausgebildeten Kamerateams? Grundsätzlich lassen sich die Grenzen der Glaubwürdigkeit nicht zwischen Amateuren und Profis ziehen. Daher scheint es angebracht, in beiden Fällen die gleichen Kriterien zu prüfen. Steht ein spezielles Interesse hinter der Verbreitung einer Nachricht? Wer zeichnet dafür verantwortlich? Wie verhält es sich um das Renommee der Person oder Institution, die die Nachricht verbreitet? Gilt diese als glaubwürdige Quelle? Lässt sich mehr als eine Quelle, ein Beleg dazu finden? Zudem sollten sich Leser und Betrachter gerade bei Bildmaterial immer darüber im Klaren sein, dass lediglich ein Ausschnitt aus einer ganz bestimmten Perspektive gezeigt werden kann. Wahr ist nicht identisch mit der ganzen Wahrheit.
Die Programmvielfalt im deutschen Fernsehen ist beachtlich. Ein Potpourri verschiedener Formate und Sendungen verspricht Unterhaltung rund um die Uhr. Um sich über die Programme der Sender zu informieren, steht dem Zuschauer eine nicht minder große Palette an Fernsehzeitschriften zur Verfügung. Mit 35 Titeln bietet der deutsche Markt eine weltweit einzigartig große Auswahl. In England beispielsweise können die Zuschauer lediglich zwischen acht, in Frankreich zwischen dreizehn unterschiedlichen Programmzeitschriften wählen.
Die Magazine zeichnen sich durch heterogene redaktionelle Konzepte aus und sprechen jeweils eine bestimmte Leserschaft an. So richtet sich das „ARTE Magazin“ an Zuschauer, die Wert auf anspruchsvolle Dokumentationen, zeitgeschichtliche Themen und eine kulturaffine Lebensart legen. Es erscheint monatlich und enthält neben der Programmübersicht eine Fülle von weiterführenden Informationen, Reportagen, Interviews und Hintergrundberichte.
„TV Movie“ hingegen steht, laut eigener Aussage, für Movietainment – eine Kombination aus Filmkompetenz und Entertainment. Neben Berichten und Hintergrundinformationen zu Film und
Kino liefert das Blatt der Bauer-Verlagsgruppe Interviews und Kolumnen über Stars und Sternchen.
Titel | Verlag | Verkauf (2013) | Veränderung zum Vorjahr |
TV14 | Heinrich Bauer | 2.409.393 | -13.333 (-0,55%) |
TV digital | Axel Springer | 1.893.123 | -22.249 (-1,17%) |
TV Movie | Heinrich Bauer | 1.259.935 | -68.438 (-5,15%) |
HÖRZU | Funke Gruppe | 1.201.183 | -89.470 (-6,93%) |
TV direkt | Gong Verlag | 1.154.792 | -37.401 (-3,14%) |
TV Spielfilm | TV Spielfilm | 1.022.869 | -79.542 (-7,22%) |
Auf einen Blick | Heinrich Bauer | 1.009.154 | -52.339 (-4,93%) |
Datenquelle: PZ-Online/Verband Deutscher Zeitschriftenverleger
Trotz eines leichten Abwärtstrends in den vergangenen Jahren ist die Programmzeitschrift mit über 40 Millionen Lesern reichweitenstärkstes Produkt im Segment Publikumszeitschriften. Allein sieben Magazine verkaufen über eine Million Exemplare pro Ausgabe („Auf einen Blick“; „Hörzu“; „TV digital“; „TV direkt“; „TV Movie“; „TV Spielfilm“; „tv14“). In Zeiten, in denen Smartphone, Tablet und PC sämtliche aktuellen Hinweise und Informationen zu Fernsehprogrammen liefern, sind solche Zahlen erstaunlich. Reizvoll für die Leser ist die zielgruppenspezifische redaktionelle Ausarbeitung der Programmzeitschriften. Je nach Fokussierung bieten die Magazine eine Mischung aus Klatsch- und Tratsch, Wissensbildung, Ratgeber und Rätselheft.
Eine Alternative zum Printmagazin ist die elektronische Variante – der sogenannte Electronic Program Guide (EPG). Dieser kann – häufig kostenfrei – auf dem PC oder via App auf dem Smartphone installiert werden. Elektronische TV-Programmführer bieten einige Vorteile gegenüber den Printausgaben. Wichtigster Faktor ist die Aktualität. Sender kommunizieren ihre Programme sechs Wochen im Voraus. Doch selten sind diese Angaben verlässlich. Onlinemagazine greifen auf aktuelle Metadaten aller Sender zurück, wodurch Programmänderungen ohne Zeitverzug übermittelt werden. Zudem sind EPGs ständig verfügbar und haben Zusatzfunktionen wie Favoritenliste, Filterfunktion und Stichwortsuche.
Trotz der genannten Vorteile bleiben die Leser den Printausgaben treu: Die doppelseitige Darstellung ist übersichtlich, Programme, die interessieren, können farbig markiert werden und zusätzlich gibt es mehr oder weniger nützliche Informationen.
In einer 2009 veröffentlichten Trend-Studie der Strategieberatung Goldmedia zum Thema EPG prophezeiten die Verantwortlichen einen enormen Zuwachs und große Gewinne im Segment digitale Programmzeitschriften. Waren es 2009 rund fünf Millionen Haushalte, die EPGs nutzten, sollten bis 2014 die Hälfte aller Haushalte in Deutschland auf die digitale Programmzeitschrift zurückgreifen. Bislang liegt die Erfüllung dieser Prophezeiung noch in weiter Ferne. Goldmedia wollte und konnte im Interview keine aktuellen Zahlen nennen, da die Umsetzung einer neuen Studie verschoben wurde. Doch das genannte Ziel, so viel sei klar, werde bis 2014 nicht erreicht.
Derzeit sehen die Marketing Manager, Chefredakteure und Herausgeber der Programmzeitschriften das digitale Angebot als Ergänzung zur Printversion – gerade für unterwegs. Als digitale Eins-zu-eins-Kopie funktioniere es nur bedingt. Daher will man neue Wege gehen.
Zukunftsthemen sind personalisierte Programminformationen und Programme, die den Zuschauer interaktiv einbinden. Über die Online-TV-Community „Zapitano“ beispielsweise können sich Zuschauer mit anderen über das Programm austauschen, Sendungen bewerten und Kommentare abgeben. Ein Modell vergleichbar mit Facebook. Seit 2010 offeriert der Axel Springer Verlag „watchmi“, eine kostenlose Software zur individuellen Programm-Gestaltung. Dabei filtert „watchmi“ automatisch alle Programme, die der Zuschauer sehen will, und macht Vorschläge für weitere passende Sendungen.
Im April dieses Jahres zeigte der Kultursender Arte die erste Mitmach-Serie: „About: Kate“. Mit einer serienbegleitenden App wurden die Zuschauer direkt eingebunden. Die Identitätskrise der jungen Protagonistin hat Arte in mehreren Teilen via „second Screen“ erzählt. Intension des Senders war es, ein „crossmediales Experiment zur psychischen Verfassung im digitalen Zeitalter“ zu wagen. Eine zukunftsweisende Idee. Schließlich haben die meisten Nutzer von Smartphone, I-Pad und Co. ihre Geräte stets griffbereit. Via „second Screen“ den Zuschauer in die Sendung einzubinden, könnte ein spannender Zukunftstrend werden.
Ob digitale Programmzeitschriften eines Tages die Printausgaben verdrängen werden, bleibt abzuwarten. Noch jedenfalls besteht große Nachfrage Bedarf an gedruckten Hinweisen rund um das vielfältige TV-Programm.
Yellow-Press, Magazine, Regenbogenpresse – hohe Auflagen und anscheinend liest sie dennoch niemand!
Langeweile im Wartezimmer. Ein kurzer Blick auf das dargebotene Angebot an Lesestoff und prompt greift die Hand zu einem Magazin, welches am Kiosk eitel übersehen wird: das bunte Boulevard-Blatt. „Seriöse“ Journale wie Spiegel, Focus und Co werden auf dem Weg zur Arbeit oder an öffentlichen Plätzen studiert – die „Freizeit Revue“ dagegen lieber im Privaten. Oder eben im Wartezimmer. Hier darf ungehemmt gelesen werden, was in der Glamour-Welt von Heidi Klum, Prinz William oder Dieter Bohlen passiert. Im Wochentakt erleben die Stars und Sternchen stets neue herzerweichende Geschichten, kleine wie große Dramen und spektakuläre Skandale. Zumindest wenn man den Schlagzeilen Glauben schenken will. Das Erfolgsrezept der Klatsch- und Tratsch-Presse ist simpel: farbenfrohe Bilder für das Auge – leichte Kost für das Gehirn. Die kurzen Beiträge bestechen durch simple Wortsprache, große Lettern, gespickt mit Superlativen und wachsweichen Adjektiven – Fremdwörter gibt es keine. Dafür jede Menge Bilder.
Wie auch bei der populären Tageszeitung „Bild“ – die bei Nachfrage keiner liest – sind die Auflagen dieser Blätter beachtlich. Etwa 70 Wochen- und Monatshefte des Genres „Regenbogenpresse“, deren Aufmachung und Inhalt starke Ähnlichkeit aufweisen, sind auf dem deutschen Markt vertreten. Wöchentlich werden alleine über 800.000 Ausgaben des Burda-Magazins „Freizeit Revue“ verkauft. Von der „Neuen Post“ (Bauer Verlag) gehen jede Woche ca. 670.000 Exemplaren über die Ladentheke. Insgesamt sind es rund neun Millionen Klatsch-Magazine, die gekauft werden. Jede Woche!
Die Leserschaft dieser Formate ist überwiegend weiblich, über 50 Jahre und der unteren bis mittleren Gesellschaftsschicht zugehörig – und diese verlangt nach immer neuen Geschichten.
Nun geschieht es nicht jeden Tag, dass eine Prinzessin aus dem europäischen Hochadel ihre Schwangerschaft verkündet oder ein berühmter Wettermoderator wegen des Vorwurfs der Vergewaltigung öffentlich an den Pranger gestellt wird. Solche Geschichten sind ein gefundenes Fressen für die Redakteure und werden hingebungsvoll ausgeschlachtet. In seichten Zeiten (der Regelfall), in denen der Leser mit Meldungen wie „Jörg Pilawa – Liebes-Sensation – Nach Jahren der Trauer fand seine Mutter (73) einen neuen Mann …“ (Freizeit Blitz) überrascht wird, greifen die Titelmacher gerne in die Trickkiste. Dann wird wild spekuliert über die vernachlässigten Vaterschaftspflichten eines Oliver Pocher, über Gerüchte einer Trennung von Angelina und Brad oder über das geheime Liebesglück von Prinzessin Stephanie. Harmlose Schnappschüsse werden dann mit lauten Schlagzeilen und emotionsgeladenen Beiträgen versehen.
„Sie sorgen für die Bilder, ich sorge für den Krieg“, soll schon zur Jahrhundertwende der amerikanische Großverleger William R. Hearst von seinen Korrespondenten in Havanna gefordert haben. Er wollte den Übergriff der spanischen Kolonialherren auf kubanische Zivilisten zu einem weltbewegenden Sensationsereignis stilisieren. Mit Lügen, Intrigen und Gerüchten schaffte es Hearst, seine Magazine zu füllen und ein Medienimperium zu erschaffen. Was zählte, war die Auflage. Nicht die Wahrheit.
Seit dem Aufkommen der Human-Interest-Geschichten Anfang des 19. Jahrhunderts hat sich an der Praxis, Halbwahrheiten und Gerüchte in bunten und billigen Magazinen zu verbreiten, kaum etwas geändert. Alles, was der neugierigen Leserschaft ein erstauntes Kopfschütteln abringt, wird gedruckt. Der investigative Klatsch-Reporter besticht nicht durch seine präzisen Recherchen, er beeindruckt mit seiner Kreativität, Möglichkeiten als Wahrheiten zu formulieren. Ebenfalls beliebtes Mittel zur Steigerung der Auflage ist es, mit aufsehenerregenden Titel-Schlagzeilen Erwartungen zu schüren, die der Text nur mit einer unspektakulären Meldung unterfüttern kann. Aktuelles Beispiel: Das Klatsch-Magazin „Die Aktuelle“ verkündete vier Wochen vor dem errechneten Geburtstermin: „Prinzessin Kate: Das Baby ist da!“ Doch es ist nicht der lang ersehnte royale Nachwuchs. Eine Freundin der Herzogin ist Mutter geworden. Dieses Detail wird auf der Titelseite verschwiegen.
Ohne sie geht es nicht. Die zahllosen Profi- und Hobby-Paparazzi liefern die Grundlage für fantastische Geschichten . Auf der Jagd nach spektakulären Bildern kennt der eingefleischte Paparazzo kaum Tabus. Für das perfekte Foto heftet er sich, wie ein Stalker, hemmungslos an die Fersen seiner „Opfer“ und blitzt auch angesichts schrecklicher Szenen, wie des Unfalltodes von Lady Di, munter weiter. Solche Extrembeispiele haben das schlechte Image der Promi-Fotografen verstärkt: gierig, lästig, respektlos.
Gerade in Los Angeles und London, wo sich die Stars und Starletts tummeln, konkurriert auch eine riesige Schar von Paparazzi um den Schnappschuss des Jahrhunderts. Oder zumindest um ein brauchbares Bild für eine prägnante Titelstory. Aus diesem, gepaart mit vagen Spekulationen, bastelt dann der Redakteur seinen aufsehenerregenden Leitartikel. Der Wahrheitsgehalt ist Nebensache – Hauptsache die Schlagzeile treibt die Verkaufszahlen nach oben. Dafür müssen die Yellow-Press-Verlage, insbesondere in den USA und Großbritannien, immer wieder Schadensersatzklagen in Millionenhöhe zahlen. Rufmord, Verleumdung und Ehrverletzung kann teuer werden.
In Deutschland geht es gemäßigter zu. Wehrt sich ein Boris Becker oder eine Uschi Glas gerichtlich gegen publizierte Unwahrheiten, so werden diese entweder richtiggestellt – abgedruckt im letzten Drittel des Magazins – , eine Gegendarstellung wird veröffentlicht oder Schadensersatz bereitwillig gezahlt. Selten übersteigt die Summe den fünfstelligen Bereich.
So mancher Klatsch- und Tratsch-Reporter fühlt sich, trotz geringer Sanktionen, seiner Pressefreiheit beraubt. Michael Graeter etwa, Münchens bekanntester Promi-Reporter, beklagte sich in einem Spiegelinterview über die wachsende Kontrolle durch Medienanwälte. Fast jedes Bonmot, fast jedes amüsante Detail dürfe nicht gedruckt werden, aus Angst vor den Zensoren.
Lauscht man den Äußerungen solch selbsternannter Medienwächter, so ist auch nachvollziehbar, weshalb so mancher Klatsch-Journalist um seine Freiheit bangt. Der Hamburger Rechtsanwalt Prof. Dr. Ralf Höcker, juristischer Berater von Jörg Kachelmann, nimmt seine Rolle als Medienzensor ernst: „Ich schütze Unternehmen, Prominente und sonstige Personen, die plötzlich ins Licht der Öffentlichkeit geraten, vor rechtswidriger Berichterstattung. Ich arbeite also vor allem juristisch. Doch auch die aktive Pressearbeit der Medienanwälte wird immer professioneller. Medienanwälte wildern vor allem bei Themen mit juristischem Bezug sehr erfolgreich im Revier der PR-Agenturen. Denn die verstehen nichts von Jura.“ (Vgl.: Süddeutsche Zeitung, “Kampagne gegen Herrn Kachelmann”, Christina Maria Berr, 24.01.2011.) Hier geht es offensichtlich darum, die eigenen Schützlinge ins rechte Licht zu rücken.
Nie zuvor in der Geschichte war es so leicht, an aktuelle News, fundierte Fachinformationen, internationale Berichte sowie Daten, Fakten und Meinungen zu kommen – lediglich eine Frage von Sekunden. Denn via PC, Tablet oder Smartphone können Informationen digital aus dem World Wide Web abgerufen werden. Jederzeit und überall.
Die rasante Entwicklung dieser digitalen bzw. elektronischen Medien hat das Mediennutzungsverhalten nachhaltig beeinflusst. Im Zuge dieser Veränderung haben die sogenannten „klassischen Medien“, Print (Zeitung, Zeitschrift, Bücher, Kataloge etc.) und Rundfunk (Fernsehen und Radio), ihre einstige Monopolstellung verloren.
Lange Zeit war die Medienlandschaft in Deutschland sehr überschaubar. Einige wenige Zeitschriften, Zeitungen, TV-Sender und Radiostationen prägten das Meinungsbild der Bevölkerung. Entsprechend konvergent war der Umgang mit Medien. Die „Treue“ der Rezipienten galt meist einer Zeitung/Zeitschrift, einem Radio- sowie einem TV-Sender. Sie waren die primären Quellen des Wissens über das Weltgeschehen.
Heute ist das Medienangebot durch das Internet extrem vielfältig und ständig verfügbar. Zudem bietet die digitale Kommunikationstechnologie neue Möglichkeiten, Informationen zu erhalten, zu sammeln und zu verbreiten. Über soziale Netzwerke wie Facebook, Mails, Blogs, Foren, Twitter werden Informationen und Nachrichten weltweit ausgetauscht. Informations- und Wissensvermittlung wird zum Massenphänomen.
Mit einschneidenden Folgen für den Journalismus in Deutschland. Vor der Ära von freien Enzyklopädien wie Wikipedia, von News-Blogs und öffentlichen Meinungsportalen, die von jedermann mit Meinungen gefüttert werden können, lag die Verbreitung von Wichtigkeiten und Neuigkeiten in den Händen professioneller Medienproduzenten. Gut geschulte Journalisten kümmerten sich um die Erstellung qualifizierter Nachrichten, die Medienproduzenten um deren Verbreitung in Zeitungen, TV-Sendungen und Radiomeldungen.
Durch die erweiterten Möglichkeiten der digitalen Kommunikation hat sich dieser Prozess verschoben. Zwar werden Nachrichten nach wie vor auf diese Weise produziert und vermittelt, doch kann über die Nutzung digitaler Netzwerkmedien heutzutage jeder Informationen erstellen und beliebig verbreiten. Diese Entwicklung wird von Journalisten, Medien-Verbänden und qualitätsbewussten Nachrichten-Konsumenten kritisch beobachtet. Denn das Recht auf Meinungsfreiheit sollte nicht auf Kosten von Qualität im Journalismus gehen.