Ein Pseudonym bezeichnet einen Tarnnamen, der die wahre Identität des Urhebers eines Werkes verborgen hält. Im Gegensatz zum ebenfalls weit verbreiteten Künstlernamen soll hier der Schöpfer durch die Nutzung des Decknamens zumeist vor der Öffentlichkeit versteckt bleiben. Die Erfahrung lehrt jedoch, dass sich eine strikte Abgrenzung beider Begriffe bisweilen als schwierig erweist; in seiner reinsten Form ist das Pseudonym noch immer in dem ihm eigentlich angestammten Bereich der Schriftstellerei zu finden.
Da die Tarnnamen unter anderem dazu dienen können, die Verfasser von in politischer, gesellschaftlicher oder sexueller Hinsicht als anstößig empfundenen Werken vor einer strafrechtlichen Verfolgung oder gesellschaftlichem Ansehensverlust zu schützen, griffen gefährdete Autoren von jeher gern auf diese Möglichkeit der Tarnung zurück. Die Verwendung lässt sich entsprechend durch alle literarischen Epochen zurückverfolgen und ist somit ähnlich alt wie das veröffentlichte Schreiben selbst. Doch obwohl diese Form der Verschleierung der Urheberschaft ursprünglich nur unter Schriftstellern üblich war, werden Pseudonyme mittlerweile auch in zahlreichen anderen künstlerischen Sparten – beispielsweise der Musik – rege genutzt. Mit dem Journalismus haben diese zudem längst das Flaggschiff der Medien erobert; insbesondere, als die Presse noch strengen Regulierungen unterworfen war, kam der anonymen Veröffentlichung hier ebenfalls eine wichtige Schutzfunktion zu.
Trotzdem greift es deutlich zu kurz, die Nutzung von Tarnnamen nur als Rücksichtnahme auf gesellschaftliche Konventionen zu verstehen; ebenso häufig wurden und werden diese aus rein ästhetischen Gründen genutzt. Dies ist unter anderem der Fall, wenn der bürgerliche Name dem Kunstschaffenden selbst als zu bieder erscheint. Des Weiteren haben aber auch kommerzielle Überlegungen oftmals die Wahl eines Pseudonyms begründet – etwa wenn ein Journalist auf einen optimalen Wiedererkennungseffekt zielt. Diese sind zudem dort gebräuchlich, wo sich bei der journalistischen Arbeit informative und künstlerische Aspekte vermengen; von Kurt Tucholsky bis zu Hans Dichand stehen Kunstnamen hier in einer langen Tradition.
Überdies werden Pseudonyme von bereits etablierten Künstlern genutzt, um zwei verschiedene Schaffensperioden erkennbar voneinander abzugrenzen. Diese Form der Veröffentlichung macht es schon bekannten Schriftstellern obendrein bisweilen leichter, jenseits aller Erwartungen neue kreative Wege zu beschreiten. In der jüngeren Gegenwart griffen unter anderem Stephen King und J. K. Rowling bei alternativen Projekten auf einen Decknamen zurück: Das Beispiel der vormaligen Kinderbuchautorin verdeutlicht zudem, dass eine unfreiwillige Enttarnung für den „Täter“ juristische Konsequenzen nach sich ziehen kann – das „Outing“ wurde mit einer Geldstrafe in Höhe von 1000 britischen Pfund belegt.