Die Programmvielfalt im deutschen Fernsehen ist beachtlich. Ein Potpourri verschiedener Formate und Sendungen verspricht Unterhaltung rund um die Uhr. Um sich über die Programme der Sender zu informieren, steht dem Zuschauer eine nicht minder große Palette an Fernsehzeitschriften zur Verfügung. Mit 35 Titeln bietet der deutsche Markt eine weltweit einzigartig große Auswahl. In England beispielsweise können die Zuschauer lediglich zwischen acht, in Frankreich zwischen dreizehn unterschiedlichen Programmzeitschriften wählen.
Die Magazine zeichnen sich durch heterogene redaktionelle Konzepte aus und sprechen jeweils eine bestimmte Leserschaft an. So richtet sich das „ARTE Magazin“ an Zuschauer, die Wert auf anspruchsvolle Dokumentationen, zeitgeschichtliche Themen und eine kulturaffine Lebensart legen. Es erscheint monatlich und enthält neben der Programmübersicht eine Fülle von weiterführenden Informationen, Reportagen, Interviews und Hintergrundberichte.
„TV Movie“ hingegen steht, laut eigener Aussage, für Movietainment – eine Kombination aus Filmkompetenz und Entertainment. Neben Berichten und Hintergrundinformationen zu Film und
Kino liefert das Blatt der Bauer-Verlagsgruppe Interviews und Kolumnen über Stars und Sternchen.
Titel | Verlag | Verkauf (2013) | Veränderung zum Vorjahr |
TV14 | Heinrich Bauer | 2.409.393 | -13.333 (-0,55%) |
TV digital | Axel Springer | 1.893.123 | -22.249 (-1,17%) |
TV Movie | Heinrich Bauer | 1.259.935 | -68.438 (-5,15%) |
HÖRZU | Funke Gruppe | 1.201.183 | -89.470 (-6,93%) |
TV direkt | Gong Verlag | 1.154.792 | -37.401 (-3,14%) |
TV Spielfilm | TV Spielfilm | 1.022.869 | -79.542 (-7,22%) |
Auf einen Blick | Heinrich Bauer | 1.009.154 | -52.339 (-4,93%) |
Datenquelle: PZ-Online/Verband Deutscher Zeitschriftenverleger
Trotz eines leichten Abwärtstrends in den vergangenen Jahren ist die Programmzeitschrift mit über 40 Millionen Lesern reichweitenstärkstes Produkt im Segment Publikumszeitschriften. Allein sieben Magazine verkaufen über eine Million Exemplare pro Ausgabe („Auf einen Blick“; „Hörzu“; „TV digital“; „TV direkt“; „TV Movie“; „TV Spielfilm“; „tv14“). In Zeiten, in denen Smartphone, Tablet und PC sämtliche aktuellen Hinweise und Informationen zu Fernsehprogrammen liefern, sind solche Zahlen erstaunlich. Reizvoll für die Leser ist die zielgruppenspezifische redaktionelle Ausarbeitung der Programmzeitschriften. Je nach Fokussierung bieten die Magazine eine Mischung aus Klatsch- und Tratsch, Wissensbildung, Ratgeber und Rätselheft.
Eine Alternative zum Printmagazin ist die elektronische Variante – der sogenannte Electronic Program Guide (EPG). Dieser kann – häufig kostenfrei – auf dem PC oder via App auf dem Smartphone installiert werden. Elektronische TV-Programmführer bieten einige Vorteile gegenüber den Printausgaben. Wichtigster Faktor ist die Aktualität. Sender kommunizieren ihre Programme sechs Wochen im Voraus. Doch selten sind diese Angaben verlässlich. Onlinemagazine greifen auf aktuelle Metadaten aller Sender zurück, wodurch Programmänderungen ohne Zeitverzug übermittelt werden. Zudem sind EPGs ständig verfügbar und haben Zusatzfunktionen wie Favoritenliste, Filterfunktion und Stichwortsuche.
Trotz der genannten Vorteile bleiben die Leser den Printausgaben treu: Die doppelseitige Darstellung ist übersichtlich, Programme, die interessieren, können farbig markiert werden und zusätzlich gibt es mehr oder weniger nützliche Informationen.
In einer 2009 veröffentlichten Trend-Studie der Strategieberatung Goldmedia zum Thema EPG prophezeiten die Verantwortlichen einen enormen Zuwachs und große Gewinne im Segment digitale Programmzeitschriften. Waren es 2009 rund fünf Millionen Haushalte, die EPGs nutzten, sollten bis 2014 die Hälfte aller Haushalte in Deutschland auf die digitale Programmzeitschrift zurückgreifen. Bislang liegt die Erfüllung dieser Prophezeiung noch in weiter Ferne. Goldmedia wollte und konnte im Interview keine aktuellen Zahlen nennen, da die Umsetzung einer neuen Studie verschoben wurde. Doch das genannte Ziel, so viel sei klar, werde bis 2014 nicht erreicht.
Derzeit sehen die Marketing Manager, Chefredakteure und Herausgeber der Programmzeitschriften das digitale Angebot als Ergänzung zur Printversion – gerade für unterwegs. Als digitale Eins-zu-eins-Kopie funktioniere es nur bedingt. Daher will man neue Wege gehen.
Zukunftsthemen sind personalisierte Programminformationen und Programme, die den Zuschauer interaktiv einbinden. Über die Online-TV-Community „Zapitano“ beispielsweise können sich Zuschauer mit anderen über das Programm austauschen, Sendungen bewerten und Kommentare abgeben. Ein Modell vergleichbar mit Facebook. Seit 2010 offeriert der Axel Springer Verlag „watchmi“, eine kostenlose Software zur individuellen Programm-Gestaltung. Dabei filtert „watchmi“ automatisch alle Programme, die der Zuschauer sehen will, und macht Vorschläge für weitere passende Sendungen.
Im April dieses Jahres zeigte der Kultursender Arte die erste Mitmach-Serie: „About: Kate“. Mit einer serienbegleitenden App wurden die Zuschauer direkt eingebunden. Die Identitätskrise der jungen Protagonistin hat Arte in mehreren Teilen via „second Screen“ erzählt. Intension des Senders war es, ein „crossmediales Experiment zur psychischen Verfassung im digitalen Zeitalter“ zu wagen. Eine zukunftsweisende Idee. Schließlich haben die meisten Nutzer von Smartphone, I-Pad und Co. ihre Geräte stets griffbereit. Via „second Screen“ den Zuschauer in die Sendung einzubinden, könnte ein spannender Zukunftstrend werden.
Ob digitale Programmzeitschriften eines Tages die Printausgaben verdrängen werden, bleibt abzuwarten. Noch jedenfalls besteht große Nachfrage Bedarf an gedruckten Hinweisen rund um das vielfältige TV-Programm.