Die Fähigkeit zum „Netzwerken“ gilt nicht erst seit Kurzem als Schlüsselfaktor für den beruflichen Erfolg. Es bedeutet, Personen zu kennen, die Hindernisse auf der Karriereleiter aus dem Weg räumen können, bei Problemen fundierten Rat wissen oder die einfach nur die richtige Information rechtzeitig liefern, sodass bedeutsame Fehler vermieden werden oder Intrigen erst gar nicht entstehen können. Der etwas grob ins Deutsche gezwängte Begriff für das englische „Networking“ präsentiert sich dennoch wesentlich ansprechender als die eindeutig negativ belegte „Seilschaft“, der „Klüngel“ oder gar die sexistisch zu nennende „Männerfreundschaft“.
Tatsächlich klingt nicht nur der Begriff „Netzwerk“ neutraler, auch die damit bezeichneten Aktivitäten sind längst nicht so emotional, exklusiv oder auch hierarchisch, wie die urdeutschen Begriffe assoziieren. Es werden Kontakte zu interessant erscheinenden Personen und Institutionen geknüpft und konsequent gepflegt. Die Zusammensetzung des Netzes orientiert sich am jeweiligen Interessenprofil und kann im Zeitablauf variieren.
Immer beinhaltet ein solches Netzwerk jedoch Kontakte, die eine stabile Grundstruktur bilden, weil sie Vorteile bieten, wie beispielsweise juristische Kompetenz, profunde IT-Kenntnisse oder aktives Zuhören in allen Lebenslagen. Daneben werden Ansprechpartner gezielt aufgebaut im Umfeld eines angestrebten Jobs oder interessanter Geschäftspartner, vor allem als zuverlässige Informationsquellen. Eine dritte Gruppe bilden Kontakte, die auf Grund eines aktuellen Projekts oder besonderer Lebensumstände meist nur für einen temporären Einsatz gesucht und nach Veränderung der Ausgangssituation wieder zurückgefahren werden. Aber am Ende ist es immer ein Geben und Nehmen!
Nicht jeder ist so kommunikationsfreudig oder entsprechend begabt, dass er die zahllosen Zufallsbegegnungen im Beruf, auf (Geschäfts-)Reisen, bei Veranstaltungen jeglicher Art oder in der Freizeit für sein Beziehungsgeflecht nutzen kann. Konzentriert kann Netzwerken in thematisch definierten Institutionen betrieben werden, deren Hauptzweck die Förderung der Kommunikation zwischen ihren Mitgliedern ist. Dazu gehören in erster Linie die Berufsverbände. Neben der Interessenvertretung für ihre Mitglieder nach außen bieten sie eine ergiebige Plattform für Netzwerker. Lokale Abendveranstaltungen zu Spezialthemen bringen Teilnehmer mit gleichgearteten Interessen zusammen und in digitalen Arbeitsgemeinschaften und Mitgliederforen können Teilnehmer Gemeinsamkeiten entdecken.
Einen konkreten Vorteil bringen auch die Serviceangebote der meisten Berufsverbände. Neben allgemeinen branchenrelevanten und arbeitstechnischen Informationen bieten sie häufig fachjuristische Ansprechpartner, leisten Hilfestellungen bei allen Fragen rund um die berufliche Tätigkeit und führen diverse Weiterbildungsmaßnahmen im Programm. Vergleichbares halten auch regionale Wirtschaftsverbände vor allem für Selbständige und Freelancer bereit oder ausbildungsspezifische Vereine wie der VDI. Beitreten kann einem Verband, wer die berufsspezifischen Aufnahmerichtlinien erfüllt (z. B. Deutscher Medienverband für Journalisten, die dort auch einen Presseausweis beantragen können).
Doch auch in diesen für Kontaktaufnahmen bestens präparierten Umgebungen geschieht nichts automatisch. Eigeninitiative ist daher der Motor schlechthin für ein funktionierendes Netzwerk. Aktiv auf Menschen zu- und vor allem auf sie einzugehen, markiert den ersten und entscheidenden Schritt. Danach beginnt die schwierige Balance des Austauschs, genannt Kontaktpflege. Ein stetiges und ausgewogenes Nehmen und Geben soll es sein, möglichst ohne dauerhafte Einseitigkeiten und immer unter respektvoller Wahrung der individuell unterschiedlichen Distanz.
Der Zeitaufwand für all diese Aktivitäten darf nicht unterschätzt werden. Doch selbst wenn ein Kontakt „eingeschlafen“ ist, kann er meist problemlos wieder reaktiviert werden, wenn die Beziehung zuvor ausbalanciert war.
Und manchmal ergeben sich durch das “Networken” auch wahre Freundschaften!