Der Schlussredakteur hat im Journalismus eine besonders wichtige Funktion. Er ist sozusagen die letzte Instanz, bevor Artikel in Druck gehen und in der Presse veröffentlicht werden.
Die Texte, die auf dem Tisch des Schlussredakteurs landen, haben bereits mehrere Stufen der Erstellung hinter sich. Zunächst werden die in der Redaktionskonferenz ausgewählten Themen von Redakteuren und Volontären sowie freien Journalisten gründlich recherchiert und für die jeweiligen Medien in das entsprechende Format gebracht. Die Koordination von Terminplänen und Arbeitseinsätzen, Druck und Anzeigenabteilung übernimmt dabei in vielen Redaktionen der Chef vom Dienst und bildet so die Schnittstelle zwischen Redaktion und Herstellung.
Redakteure arbeiten oft mit Grafikern, Fotografen sowie Korrespondenten und Nachrichtenagenturen zusammen, deren Beiträge sie redigieren. Das bedeutet, sie prüfen die sachliche Richtigkeit, verbessern Stil-, Rechtschreib- und Grammatikfehler, kürzen oder ergänzen Textpassagen. Diese Aufgaben können auch von Korrektoren und Lektoren übernommen werden.
Journalisten bzw. Redakteure können dem Deutschen Medienverband beitreten, einem Berufsverband, der ihre Interessen vertritt und seine Mitglieder beispielsweise in rechtlichen Angelegenheiten berät, ihnen Presseausweise ausstellt sowie Zertifizierungen anbietet. Sein oberstes Ziel ist der Erhalt und die Förderung von Qualität im Journalismus.
Sobald die Texte fertiggestellt und von Redakteuren, Korrektoren und / oder Lektoren, Chefredaktion sowie gegebenenfalls Ressortleiter und Rechtsabteilung freigegeben sind, bekommt der Schlussredakteur diese im Layout vorgelegt. Er schaut sich jeden Satz genau an, kontrolliert noch einmal auf grammatikalische und orthografische Richtigkeit. Im Unterschied zu einem Lektor greift er dabei jedoch nicht in die inhaltliche Ebene oder den Textstil ein. Der Schlussredakteur kontrolliert auch das Layout der Seiten und ob die Artikel in den entsprechenden Rubriken auf den richtigen Seiten stehen.
Bei Änderungswünschen und Fehlerkorrekturen hält er Rücksprache mit den Redakteuren oder der Ressortleitung. Anschließend werden die entdeckten Fehler korrigiert und die Änderungen in den Text übernommen. Sprach- und Stilsicherheit ist für einen Schlussredakteur ein absolutes Muss. Worthülsen und Schein-Informationen sollte er sofort enttarnen. Zudem sollte er über Fingerspitzengefühl und kommunikative Fähigkeiten im Umgang mit den Textautoren verfügen, besonders wenn es darum geht, sie auf ihre Fehler im verfassten Text aufmerksam zu machen.
Unter dem viel zitierten Begriff “Blattmacher” wird allgemein die Verantwortung dafür verstanden, der geplanten Printausgabe ihr letztendliches, der aktuellen Entwicklung bestmöglich angepasstes Gesicht zu verleihen. So kann es durchaus sein, dass in letzter Minute zum Aufmacher wird, was eigentlich ein Schattendasein zu führen bestimmt war. Der Blattmacher bleibt am Ball, solange es nur möglich ist – schließlich soll dem Leser ja ein Optimum an spannungsreichen Inhalten geboten werden, die keinesfalls von der Konkurrenz weggeschnappt oder überboten werden dürfen. So ging es zumindest zu den besten Zeiten in der Presselandschaft zu, als noch mit Schlagzeilen um Auflagenzahlen gekämpft wurde.
Im elektronischen Zeitalter hat der Chef vom Dienst vorwiegend einen organisatorischen Hoheitsbereich zu erfüllen. Seine – manchmal undankbare – Pflicht ist es, dafür Sorge zu tragen, dass der Zeitplan eingehalten wird. Er muss die säumigen Redakteure ermahnen, den festgelegten Redaktionsschluss einzuhalten, während diese nichts Besseres zu tun haben, als widerspenstige Informanten damit unter Druck zu setzen. Was er unbedingt braucht, ist ein feines Gespür dafür, an welcher Stelle des abzudeckenden Themenspektrums die Nachrichtenlage jederzeit hochkochen oder eine überraschende Wendung nehmen könnte. Dann gilt es, schnell zu handeln und keine Rücksicht auf Eitelkeiten zu nehmen.
Der einer Meldung vorab zugemessene Platz im Blatt muss dann zugunsten dringlicher Eilentscheidungen weichen. Auch empfindliche Einschnitte im Bereich treulich gehüteter Steckenpferde sind dann nicht zu vermeiden. Glimpflich geht das Gerangel aus, wenn es nur einen Lückenbüßer trifft. Doch wer kann sich den angesichts des immer schärfer werdenden Wettbewerbs im Printsektor eigentlich noch leisten? Grundsätzlich wird jeder Beitrag seiner vermeintlichen Wertigkeit entsprechend auf mehr oder weniger Spalten verteilt, doch wenn die ursprüngliche Einschätzung von der Wirklichkeit überholt wird, können aus 20 Zeilen schnell 200 werden. Und dann flattert noch ein Katastrophenbild herein, dass in der allernächsten Ausgabe nur noch Schnee von gestern wäre.
Es zählt zu den Eigenarten der wahren Sensationen, dass sie selten vorhersehbar sind. Wenn sie sich ereignen, ist Flexibilität gefragt und der Mut zu einer Entscheidung, die sehr wohl geeignet ist, den Zorn der Mitarbeiter auf sich zu ziehen. Wer in dem Moment als Chef vom Dienst auf das falsche Pferd setzt, kann seiner Karriere damit den tödlichen Stoß versetzen. Wer aber den richtigen Riecher beweist, wenn die Nerven blank liegen, kommt notfalls auch an anderer Stelle schnell voran. Der Chef vom Dienst kann Dinge ins Blatt heben, die dadurch zum unangefochtenen Überraschungsgast der Redaktionskonferenz des nächsten Tages werden. Er trifft die endgültige Entscheidung über Inhalte, Darbietungsformen und ihre Ausprägung so, wie die Lage es erfordert.
Damit kann er durchaus in einen eklatanten Widerspruch zur Anordnung des Chefredakteurs geraten, der die Linie des Blatts bestimmen muss und für die Wahrung der Prinzipien gemäß dem beschlossenen Statut zu sorgen hat. Niemand gerät leichter zwischen die Mühlsteine des Pressebetriebs als der Chef vom Dienst, der seinen Kopf immer dann hinzuhalten hat, wenn es brenzlig wird. Im Zweifelsfall tut er gut daran, sich abzusichern. Ganz sicher wird er aber für jedes Missgeschick zur Rechenschaft gezogen, das sich in der Hektik des Geschäfts nur allzu leicht ereignen kann.