Der Weg in die (journalistische) Freiheit – Studium beendet, Journalistenschule absolviert – und nun?
Dass eine redaktionelle Festanstellung leider mittlerweile dem sprichwörtlichen Sechser im Lotto gleichkommt, hat sich unter journalistischen Berufseinsteigern längst herumgesprochen. Ob bei Print, Rundfunk oder Online – am Anfang stehen oft Engagements als freier Journalist.
Die erfolgreiche Existenz als freier Journalist erfordert ein hohes Maß an Eigenverantwortlichkeit.
Zum einen müssen natürlich Auftraggeber gewonnen werden – das bedeutet geschickte Selbstvermarktung, Aufbau eines Netzwerks aus persönlichen Kontakten sowie den Erwerb von gefragtem Spezialwissen.
Neben der „sozial-fachlichen“ Dimension betrifft dies aber auch den finanztechnischen Bereich. Freie Journalisten bekommen nicht automatisch ihren Lohn überwiesen, sondern arbeiten auf Rechnung. Sie müssen sich auch selbst um die Vorsorge für Alter, Krankheitsfall sowie Berufsunfähigkeit kümmern.
Dem steht ein Mehr an Freiheit und Selbstbestimmung im beruflichen Alltag gegenüber – quasi als „Ausgleich“ für das erhöhte persönliche Risiko, das alle Freiberufler zu tragen haben. Um diese Freiheit wirklich genießen zu können, sollte der freie Journalist bei der Anmeldung seiner Tätigkeit allerdings einige Punkte beachten.
An erster Stelle steht immer die Anmeldung der ausgeübten Tätigkeit bei der örtlichen Finanzbehörde. Dies geschieht über einen mehrseitigen Fragebogen zur steuerlichen Erfassung, in dem unter anderem Angaben zur Art der Beschäftigung sowie zu den erwarteten Einkünften gemacht werden. Dabei wird das deutsche Steuerrecht seinem Ruf leider gerecht – es ist alles andere als einfach. Beispiel gefällig?
Eine wichtige Entscheidung im Zusammenhang mit der Anmeldung lautet etwa: Kann/soll ich die Kleinunternehmerregelung in Anspruch nehmen?
Diese Regelung befreit auf Wunsch alle, deren Umsatz bestimmte Grenzen nicht überschreitet, von der Umsatzsteuer (Mehrwertsteuer). Das kann durchaus einen Wettbewerbsvorteil darstellen, falls der Auftraggeber nicht zum Vorsteuerabzug berechtigt ist. Denn auf den Betrag, den der „freie Kleinunternehmerjournalist“ seinem Auftraggeber in Rechnung stellt, wird keine Umsatzsteuer mehr draufgeschlagen. Allerdings entfällt dann auch die Möglichkeit, jene Mehrwertsteuerbeträge vom Finanzamt zurückzufordern, die bei Investitionen in Arbeitsmaterial (vom Bleistift bis zum Laptop) anfallen. Wer zu Beginn seiner freiberuflichen Tätigkeit viel Equipment anschaffen möchte, kann daher ohne Kleinunternehmerregelung besser wegkommen.
Aufgrund solcher und weiterer Entscheidungsprobleme („Wie mache ich eigentlich meine Steuererklärung?“) empfiehlt sich die Teilnahme an einem Gründerseminar, wie es von Arbeitsagenturen oft kostenlos angeboten wird. Oder aber gleich ein Gespräch mit dem Steuerberater. Das ist zwar nicht umsonst, aber vom Fachmann gibt es oftmals wertvolle Ratschläge, die im Endeffekt bares Geld wert sind. Sehr beliebt (weil verständlich geschrieben und ebenfalls gratis) sind auch die Steuertipps für Autoren und Journalisten aus dem Haufe-Verlag.
Deutlich weniger komplex ist dagegen der zweite gesetzlich zwingend vorgeschriebene und zugleich absolut empfehlenswerte Schritt für angehende freie Journalisten.
Die Künstlersozialkasse (KSK) wurde ins Leben gerufen, um Kreativschaffenden eine arbeitnehmerähnliche soziale Absicherung zu bieten.
Bei einem Angestelltenverhältnis teilen sich Arbeitnehmer und Arbeitgeber die Beiträge zu Renten-, Kranken-, Arbeitslosen- und Pflegeversicherung in etwa zur Hälfte. Freiberufler hingegen müssen grundsätzlich die Gesamtlast selbst tragen – es sei denn, sie sind Mitglied bei der KSK. Dann übernimmt diese den Arbeitgeberanteil.
Die Anmeldung geschieht über die zuständige Künstlersozialkasse. Auch hierbei müssen Angaben zur Art der Beschäftigung sowie zum geschätzten Einkommen gemacht werden (nach dem sich die monatlichen Beiträge bemessen). Zusätzlich werden Nachweise gefordert, um die angegebene Beschäftigung auch zu belegen. Im Falle von Journalisten können dies beispielsweise Honorarabrechnungen oder Rahmenverträge sein. Das bedeutet allerdings, dass die (hauptberufliche) Tätigkeit als freier Journalist bereits ausgeübt wird.
Bis auf die Anmeldung ist hier allerdings kaum Bürokratie im Spiel; auch ein komplizierter Versicherungswechsel ist nicht nötig. Die bestehende gesetzliche Krankenkassenmitgliedschaft bleibt bestehen – die KSK übernimmt lediglich den Arbeitgeberanteil und überweist ihn an die Krankenversicherung des Journalisten. Dadurch reduziert sich der Versicherungsbeitrag de facto um die Hälfte!
Wer privat krankenversichert ist, kann sich als Berufsanfänger oder später als Höherverdienender von der Versicherungspflicht befreien lassen und erhält einen Beitragszuschuss.
Journalistenverbände bieten wesentlich mehr als den bekannten Presseausweis. Sie verstehen sich auch als Netzwerk, in dem sich Journalisten untereinander austauschen. Insbesondere „Neulinge“ können hier vom Wissen und der Erfahrung altgedienter Journalisten profitieren. Zudem bieten die Berufsverbände regelmäßig Informationsveranstaltungen an, die das Leben als freier Journalist ungemein erleichtern können. Bisweilen ergeben sich auch Chancen auf neue und spannende Engagements.
Angesichts dessen erscheinen die geringen Monatsbeiträge für eine Mitgliedschaft als überaus lohnenswerte Investition, die zudem steuerlich als Werbungskosten absetzbar ist.
Journalistenverbände fordern von Neumitgliedern Tätigkeitsnachweise wie etwa Honorarabrechnungen oder Belegexemplare (z. B. Scans, Audio- und Videomitschnitte von eigenen Veröffentlichungen). Auch hier muss die Tätigkeit als freier Journalist also bereits ausgeübt werden.
Ein leidiges Thema – die Altersvorsorge. Besonders bei Berufsanfängern genießt sie oftmals keinen besonders hohen Stellenwert. Zumal die Anfangsgehälter meist nicht allzu üppig ausfallen. Viel Geld zum Beiseitelegen bleibt in der Regel gar nicht übrig.
Dennoch: Gerade Freiberufler sollten lieber früher als später damit beginnen, finanzielle Vorsorgen für Krankheitsfall und Alter zu treffen. Selbst wenn die Künstlersozialkasse die Rentenversicherungsbeiträge übernimmt – die gesetzliche Rente reicht heutzutage kaum noch aus, um im Alter auch nur das Existenzminimum zu sichern.
Private Vorsorge wird daher immer wichtiger.
In jungen Jahren, wenn die Arbeitskraft ihren „Lebenshöchstwert“ erreicht, fällt es im Normalfall wesentlich leichter, mit vertretbarer (bezahlter) Mehrarbeit Rücklagen aufzubauen.
Das sind eine ganze Menge Aspekte, die von angehenden Freischaffenden berücksichtigt werden sollten. Und gerade zu Beginn einer Journalistenkarriere erscheint die freiberufliche Existenz oft eher aus der Not geboren (mangels Chance auf Festanstellung).
Sobald jedoch die ersten Hürden genommen sind, entfaltet das freijournalistische Leben und Arbeiten oft seinen besonderen Charme: Unabhängigkeit, keine festen Bürozeiten – nicht wenige Journalisten verbringen ihre Karriere zufrieden und durchgehend als „Freie“!
Wer etwas Umsicht walten lässt und sich nicht unter Wert verkauft, kann daher als freier Journalist mit Sicherheit ebenso glücklich werden wie ein Redakteur in Festanstellung.
In Teil 1 unserer Reihe: “Selbstvermarktung für Journalisten” haben wir die Zielgruppen definiert, in Teil 2, die Kontaktaufnahme mit dieser Zielgruppe thematisiert – und in diesem Teil unserer Reihe dreht sich alles um die Inhalte und deren Verteilung
Die eigene Anhängerschaft zur Weiterverteilung motivieren
Die Profile sind eingerichtet, die ersten Kontakte in den sozialen Netzwerken geknüpft – zum Beispiel, indem persönliche Bekannte direkt eingeladen werden. Und was nun?
Jetzt gilt es, die bestehenden Kontakte bei Laune zu halten und sie als „Makler“ für die eigene Sache einzuspannen. Denn wer relevante und/oder amüsante Informationen liefert, kann sich fast sicher sein, dass diese von den eigenen Anhängern weiterverteilt werden.
Das kann geschehen in Form öffentlich einsehbarer „Likes“ auf den Profilseiten bei Facebook (z. B. „XY gefällt das!“), durch ReTweets bei Twitter (gemeint ist das Weiterleiten von fremden Tweets) – aber in jedem Fall: völlig kostenlos!
Inhalte liefern – am einfachsten per Verweis auf eigene Arbeiten
Wer als Journalist nicht gänzlich neu „im Geschäft“ ist und schon ein paar online abrufbare Inhalte zu bieten hat, kann diese quasi „zweitverwerten“.
In einer Facebook-Gruppe oder einem Google+-Kreis wird ein Thema heiß diskutiert, über das ich schon einmal geschrieben habe? Einen cleveren Kommentar abgeben und darunter den Link zum eigenen Artikel setzen!
Bei Twitter ertönt ein neuer #Aufschrei? Thematisch passende eigene Arbeiten können in die Debatte eingespielt werden (bei emotional besetzten Themen sollte man aber sensibel vorgehen, um nicht unvermittelt Ziel eines Shitstorms zu werden).
Dieses Vorgehen erscheint besonders vorteilhaft bei selbst verfassten Online-Artikeln, die ohne Nennung des eigenen Namens erschienen sind – so kann eine Zuordnung zwischen Beitrag und Autor nachträglich noch hergestellt werden.
Umfangreiche Inhalte? Ein Blog bietet jede Menge Raum dafür!
Die sozialen Netzwerke eignen sich sehr gut, um kürzere Kommentare und/oder Verweise auf eigene Arbeiten zu verteilen. Längere Texte wirken dagegen schnell unübersichtlich und damit unleserlich.
Was aber, wenn ich mich nicht kurz fassen will oder kann – etwa, weil mein Thema zu komplex ist?
Dann muss definitiv ein Blog her. Als ganz persönliche journalistische Spielwiese lässt ein Blog dem Besitzer jede erdenkliche Freiheit (auch hinsichtlich der Textlänge). Und die eigenen Kontakte können weiter als „Verteiler“ genutzt werden, indem man sie auf neue Blogartikel aufmerksam macht.
Einen Blog anlegen und den Schwerpunkt bestimmen
Als Plattform für Blogs hat sich mittlerweile WordPress durchgesetzt – eine freie Blogsoftware, die stetig weiterentwickelt wird und für die WordPress Agenturen sehr gute WordPress Schulungen anbieten um dieses CMS System schnell und unkompliziert zu erlernen und zu beherrschen. Um in den Weiten des Netzes gut auffindbar zu sein, sollte der WordPress-Blog mit aussagekräftigem Namen unter einer Top-Level-Domain verfügbar sein (z. B. www.selbstvermarktungsblog.de). Entsprechende Angebote gibt es bei zahlreichen Webhostern für wenige Euro monatlich.
Der Name der Top-Level-Domain sollte die Ausrichtung des Blogs widerspiegeln. Und die wiederum sollte natürlich entsprechend den eigenen journalistischen Schwerpunkten gewählt werden: Von welchem Thema habe ich überdurchschnittlich viel Ahnung?
Bevor es losgeht – Impressum nicht vergessen!
Wer eine eigene Webseite betreibt, fällt unter die Impressumspflicht – das gilt natürlich auch für Blogger. Also: Die entsprechenden Angaben nicht vergessen.
Ist das geschehen, kann es endlich ans Eingemachte gehen: Jetzt muss der berühmt-berüchtigte Content geliefert werden.
Bloginhalte – erlaubt ist, was gefällt
Blogs als journalistisches Medien können die ganze Vielfalt des Journalismus abbilden. Es gibt im Grunde keine Vorgaben. Das heißt auch: Blogs sind keineswegs „text-only“ – wer eigenes Videomaterial oder Podcasts produziert hat, kann sie ebenfalls via Blog veröffentlichen.
Generell eignet sich ein Blog sehr gut, um die Öffentlichkeit an der eigenen Gedankenwelt teilhaben zu lassen. Journalistische Blogger greifen dabei häufig auf eine essayistische Form zurück: Ein „gehobener Plauderton“ und bissige Formulierungen sorgen für eine gute Zugänglichkeit und animieren zum Kommentieren und Weiterverteilen.
Der Blog bietet sich auch dazu an, Informationen zu publizieren, die an anderer Stelle nicht veröffentlicht werden konnten (etwa, wenn im Zuge einer Auftragsarbeit Rechercheergebnisse keinen Platz mehr im finalen Artikel gefunden haben).
Um eigene Artikel aufzulockern, können Fotos eingebettet oder per Link auf fremde Inhalte verwiesen werden, um dem Leser zusätzliche Informationen zu vermitteln. Das Verlinken (und Verlinkt-werden) sorgt außerdem dafür, dass der eigene Blog in der Google-Suche weiter vorn auftaucht, wenn nach thematisch passenden Begriffen gesucht wird.
Für Google sind ein- und ausgehende Links Anzeichen für die Beliebtheit und „Wichtigkeit“ einer Seite. Eine gute „Sichtbarkeit“ des eigenen Blogs bei Google ist entsprechend ein guter Gradmesser für den Erfolg.
Am 10. März 2012 ging der »Zugmonitor« der »Süddeutschen Zeitung« online. Dabei handelt es sich um eine interaktive Grafik, die anzeigt, ob Züge in Deutschland pünktlich sind. Der Zugmonitor war das erste große Datenjournalismus-Projekt, das in Deutschland auf breite Resonanz stieß. Es zeigt, wie sich Journalismus verändert.
Seit dem Zugmonitor folgten viele weitere Datenprojekte auf sueddeutsche.de. Unter der Rubrik »DataGraph« werden inzwischen alle Datenjournalismus-Projekte der Zeitung zusammengefasst. Bis heute sind es fast 50. Nicht nur Zugverspätungen werden hier visualisiert, sondern auch Wahlen, die wirtschaftliche Entwicklung oder Lobbybeziehungen von Politikern.
Die SZ macht diese Projekte nicht, um neue journalistische Stilformen zu testen, sondern weil sie notwendig im Kampf um die Leser sind. So schreibt Sueddeutsche.de-Chef Stefan Plöchinger in seinem Buch »Wie innovativ Journalismus sein muss«, dass datenjournalistische Projekte zwar unglaublich teuer sein mögen. Gleichzeitig müsse man sie aber durchführen, zum einen aus journalistischen aber eben auch aus wirtschaftlichen Gründen. »In einem sehr dichten Wettbewerb der Internetangebote« helfe nur »publizistische Differenzierung«. Nur so könne man herausstechen und das Publikum überzeugen.
Dabei wird allerhand Neuland betreten. Der sogenannte »Europa-Atlas«, in dem die Lebensverhältnisse der Bürger in den einzelnen europäischen Ländern veranschaulicht werden, entstand beispielsweise in Zusammenarbeit mit der Universität Augsburg. Die Anwendung wurde im Rahmen der Bachelorarbeit von einem Studenten programmiert. Die SZ probiert also auch hier neue Möglichkeiten aus.
Vieles an den Projekten wirkt heute noch experimentell. Die Bedienung des »Europa-Atlas« ist beispielsweise noch nicht wirklich ausgereift und teilweise schwierig. Bereits im vergangenen Jahr forderte der Journalist Lorenz Matzat daher, dass in den Redaktionen künftig nicht nur Programmierer, sondern auch Usability- und Interfacedesigner sitzen müssten. Nur so könnte eine ansprechende Bedienoberfläche für die Multimediaprojekte der Online-Medien geschaffen werden.
Die »Süddeutsche Zeitung« war die erste überregionale Zeitung, die in Deutschland das Thema Datenjournalismus einer breiten Öffentlichkeit praktisch näher brachte. Inzwischen haben viele andere Zeitungen und Magazine nachgezogen. Die Berliner »taz« etwa zeigt Übergriffe auf Politiker und Anschläge auf Parteibüros in Deutschland in einer interaktiven Karte. Im Rahmen des Projekts »Hochschulwatch« werden zudem Verbindungen zwischen Wirtschaft und Hochschulen offengelegt. So wird gezeigt, welche Unternehmen sich wie an deutschen Universitäten engagieren und Einfluss nehmen. Neben Stiftungen, Stipendien und Sponsoring werden hier Vertreter aus der Wirtschaft genannt, die im Hochschulrat der jeweiligen Universität sitzen.
Auch bei »Spiegel Online« wird Datenjournalismus immer wichtiger. Bereits im vergangenen Jahr hatte dessen Chef vom Dienst Matthias Streitz in einem Interview mit dem Datenjournalisten Timo Stukenberg angedeutet, man wolle dieses Thema jetzt forciert angehen. In fast allen Resorts gebe es bereits eigene Datenjournalisten. Streitz sprach dabei auch ein Problem an, das vor allem am Anfang auftrat: Die neue Darstellungsform musste erst entdeckt werden. So habe man beispielsweise bei der Berichterstattung über »Wikileaks« zu stark auf textliche Aufbereitung gesetzt und zu wenig bedacht, wie eine grafische oder multimediale Aufbereitung aussehen könnte. Dies wolle man in der Zukunft verbessern. Zudem müssten datenjournalistische Projekte langfristig geplant werden, sodass bei kurzfristigen Geschehnissen eine entsprechende Darstellung derzeit noch nicht möglich sei.
Seit dem Interview ist viel geschehen bei »Spiegel Online«. Inzwischen gibt es eine ganze Reihe von Datenjournalismus-Projekten. Das Größte davon überrascht: die Berichterstattung über die Fußball-Bundesliga. Die Hamburger greifen hierfür auf die Daten des Dienstleisters opta zurück. In der Datenbank werden nicht nur die Daten zu jedem einzelnen Spieler eingepflegt, sondern es gibt fast alles, was irgendwie während eines Spiels gezählt werden kann: Erfolgreiche und erfolglose Pässe, Dribblings, Flanken, Torschüsse, Ballsicherungen und Abseitsstellungen werden ebenso erfasst, wie die Raumaufteilung oder vom Torwart gefaustete Bälle. Mit einem Klick auf die entsprechende Schaltfläche werden diese Statistiken dann visuell dargestellt.
Eines kann die Analysesoftware auf »Spiegel Online« aber noch nicht: Automatisch Spielberichte verfassen. Das klingt wie eine Zukunftsvision, aber ist doch bereits heute Realität. Roboterjournalismus heißt diese neue Stilform im Onlinejournalismus, die seit etwa 2009 existiert. Damals wurden im Rahmen des Projekts »Stats Monkey« in den USA erstmals automatische Spielberichte zu Baseball-Spielen erzeugt. Aus dem »Stats Monkey« ist inzwischen das Unternehmen »NarrativeScience« entstanden, das zum Marktführer in Sachen Roboterjournalismus geworden ist. So entwickelte das Unternehmen einen speziellen Bot, der Aktienmärkte analysieren und Marktanalysen schreiben kann. Inzwischen verfasst dieser Bot bei Forbes ein eigenes Blog, indem Aktienbewertungen vorgenommen werden.
Lorenz Matzat etwa denkt, dass in Deutschland beim Fußball der Roboterjournalismus seinen großen Durchbruch schaffen werde. Grund sei, dass Sportereignisse besonders einfach statistisch zu erfassen seien. Aus den gewonnenen Daten könne dann ein entsprechender Spielbericht geschrieben werden. Dabei könnte sogar einfließen, wie laut die Fans bei gewissen Spielsituationen jeweils jubelten. Doch selbst wenn in Zukunft einzelne Spielberichte durch Algorithmen geschrieben werden, eines wird ein Roboter so schnell nicht können: Interviews nach dem Spiel führen und auswerten.
Roboter können aber dabei helfen entsprechende Routineaufgaben zu übernehmen und menschliche Journalisten dadurch entlasten. So kann zum Beispiel Recherchematerial automatisch sortiert und getaggt werden. Durch Spracherkennung und entsprechende Algorithmen werden Interviews automatisch transkribiert. Und Meldungen der verschiedenen Nachrichtenagenturen pflegt der Computer automatisch in das Content-Management-System des Verlags ein.
Dabei sollten Journalisten sich aber nicht blind auf die Arbeit der elektronischen Helfer verlassen. Rechercheergebnisse sollten beispielsweise stets selbst überprüft werden. Auch beim Umschreiben von Agenturmeldungen oder Pressemitteilungen ist das menschliche Gehirn gefragt: Denn entsprechende Marketingsprüche kann ein Algorithmus nur schwer selbst erkennen. Lorenz Matzat sagte daher auch auf der Messe »re:publica 2014«, dass bei aller Liebe zum Roboterjournalismus stets der Pressekodex gelten müsse. Insbesondere das Gebot der wahrheitsgetreuen Wiedergabe und Überprüfung von Fakten stehe hier an erster Stelle.
Datenjournalismus und Roboterjournalismus gehen also Hand in Hand. Im Redaktionsalltag sollte dennoch nicht zu viel auf diese neuen Formate geschaut werden. Gewiss, es mag eine Arbeitserleichterung durch automatisches Zusammentragen von Daten und Sortieren geben. Wer sich aber zu sehr auf die Hilfe von Maschinen verlässt, verlernt das journalistische Handwerk. Im Mittelpunkt guter Reportagen stehen nur selten Fakten, sondern Menschen. Und die trifft man am besten persönlich, um ihre Geschichte aufzuschreiben.
Professionelle Journalisten benötigen für ihre tägliche Arbeit einen zuverlässigen Computer, der mit speziellen Programmen für die journalistische Arbeit ausgestattet sein muss. Die wichtigste Software für einen Journalisten stellt zweifelsohne ein Schreibprogramm inklusive Rechtschreibprüfung dar, mit dessen Hilfe Artikel verfasst und auch unterschiedlich formatiert werden können. Textverarbeitungsprogramme finden sich heutzutage häufig in einer kostenpflichtigen oder auch kostenlosen Office-Suite, die in der Regel zusätzlich noch Programme für Präsentationen und Tabellenkalkulationen enthalten. Auch derartige Software ist für die journalistische Arbeit wichtig, sofern der Journalist Präsentationen erstellen und Kalkulationen in Tabellen durchführen muss. Daher schaffen sich die meisten professionellen Journalisten komplette Office-Suits für ihre tägliche Arbeit an.
Neben einer Office-Suite benötigt ein Journalist für seine Tätigkeit auch verschiedene Tools für die Recherche. In erster Linie ist hierfür ein schneller Internetbrowser unersetzlich, um sich wichtige Informationen aus dem Netz einholen zu können. Zudem ist es für jeden Journalisten vorteilhaft, wenn er die aktuellen News von unterschiedlichen Quellen automatisch auf seinen Rechner erhält, wofür ein Newsfeed-Reader die ideale Lösung darstellt. Mit einem derartigen Tool kann der Journalist alle für seine Arbeit wichtigen Newsfeeds von Presseagenturen und auch von großen Presseportalen abonnieren und direkt nach deren Veröffentlichung einsehen. Um zudem PDF-Dateien und Zipdateien öffnen zu können, die eventuell wichtige Infos enthalten, benötigt der Journalist einen PDF-Reader und ein gutes Zipprogramm.
Da im journalistischen Bereich grundsätzlich mit multimedialen Inhalten, wie mit Bildern und beim Onlinejournalismus auch mit Audio- und Videodateien gearbeitet wird, sollte der Journalist auch für das Öffnen und für die Bearbeitung dieser Medien entsprechende Software zur Hand haben. Vor allem ein hochwertiges Bildbearbeitungsprogramm gehört heute zum Standard für jeden Journalisten. Des Weiteren sollte der Journalist jederzeit per E-Mail erreichbar sein, wofür sich ein E-Mail-Programm anbietet. In einem zeitgemäßen E-Mail-Client kann der Journalist alle seine E-Mail-Konten verwalten und bekommt alle Mails automatisch auf seinen Rechner. Da heute zudem sehr viel über Videotelefonie kommuniziert wird, sollte der Rechner eines Journalisten auch mit einem Tool für die Internet- und Videotelefonie ausgestattet sein. Mit einer derartigen Software sind beispielsweise Video- und Telefonkonferenzen mit Kollegen oder Interviews möglich, wenn der Journalist gerade unterwegs ist.
Je nach persönlicher Arbeitsweise bieten sich noch einige weitere Programme für die journalistische Arbeit an. So bevorzugen es einige Journalisten beispielsweise ihre Texte nicht zu tippen, sondern zu diktieren. Hierfür finden sich mittlerweile sehr hochwertige Spracherkennungsprogramme, die das gesprochene Wort direkt im Schreibprogramm in Text umsetzen. Die Erkennungsrate dieser Programme ist bei den Diktaten sehr hoch, sofern der Journalist ohne Dialekt und deutlich diktiert. Tatsächlich kann ein Text mithilfe dieser Programme weitaus schneller auf das Papier gebracht werden, als mithilfe der Rechnertastatur. Es ist für jeden Journalisten zudem empfehlenswert, regelmäßig für die Datensicherung zu sorgen, wofür sich wiederum spezielle Tools finden, welche die Datensicherung automatisch durchführen. Abschließend gilt es noch einmal zu erwähnen, dass die Ausstattung des Rechners immer von der eigenen Arbeitsweise des Journalisten und auch vom jeweiligen journalistischen Bereich abhängt. Dennoch gehören die hier aufgeführten Programme in der Regel zum Standard für jeden professionellen Journalisten.
Wolfgang Büchner ist Chefredakteur des Spiegel und wollte etwas Ungeheuerliches wagen, das ihn fast seinen Job kostete: die Verschmelzung der Online- und Print-Redaktionen des Hamburger Nachrichtenmagazins.
Der Spiegel gehört zu den wenigen deutschen Presseerzeugnissen, die es sich leisten können, zwei getrennte Redaktionen zu haben. Eine Redaktion kümmert sich nur um das gedruckte Magazin, die andere ist für den Online-Auftritt Spiegel Online zuständig. Büchner plante beim Konzept »Spiegel 3.0«, endlich beide Redaktionen zusammenzulegen. Aus diesem Grund sollten die Ressortleiterstellen neu ausgeschrieben werden. Kritiker warfen ihm jedoch vor, dass er hierdurch lediglich ihm missliebige Ressortleiter loswerden will. Zudem fürchteten vermutlich viele Print-Journalisten, dass sie hierdurch etwaige Privilegien verlieren könnten.
Die zwölf Print-Ressortleiter liefen also Sturm. In einem Brandbrief an die Gesellschafter des Verlages forderten sie, das Konzept zu überarbeiten. Andernfalls führe dies dazu, dass »alle alles müssen« sollen, und zwar »unabhängig von Qualifikation und Kompetenzen«. Nicht auszumalen also, was wohl passieren würde, wenn ein Print-Journalist da plötzlich mit dem Internet in Berührung käme. Die »journalistische Qualität der eingeführten Produkte« sei »gefährdet«. Auch gebe es überhaupt keine Notwendigkeit für »diesen Totalumbau der hierarchischen Struktur«. Die Planungen zum »Spiegel 3.0« sollten daher vorerst zurückgestellt werden, es müsse vielmehr zunächst eine Übergangsstruktur geschaffen werden. Bis dahin sollten jedenfalls die getrennten Ressortleiterstellen erhalten bleiben.
Keiner möchte also seine Privilegien verlieren – schon gar nicht, wenn sie vielleicht sogar Onlinern zum Opfer fallen könnten. Nach Medienberichten unterstützten fast 90 Prozent der Print-Redakteure die Position der Ressortleiter, während die Online-Redakteure auf der Seite Büchners standen.
Am Ende verkündeten die Gesellschafter zwar, dass das Projekt ihre Unterstützung genieße. Gleichzeitig wurde aber auch betont, dass die Chefredaktion und die Geschäftsführer den Umbau in »enger Zusammenarbeit mit den Redaktionen von Spiegel und Spiegel Online verwirklichen wollen«. Das gelte sowohl für die Umsetzung an sich als auch was den Zeitablauf betrifft. Anders ausgedrückt: Büchner darf erst mal weitermachen, aber ob er noch den Zusammenschluss von Print- und Online-Redaktionen in der Rolle als Chefredakteur erlebt, steht in den Sternen. Zumal es unmittelbar nach Bekanntgabe der Gesellschaftermitteilung hieß, dass Büchner sich aus dem »journalistischen Tagesgeschäft« weitgehend zurückziehe. Dies dürften die Print-Redakteure ebenfalls begrüßen, die ihm laut eines Berichts der Süddeutschen Zeitung vorwerfen, nicht genügend Erfahrung mit einem wöchentlichen Magazin zu haben.
Der Graben zwischen Print- und Online-Journalisten in Deutschland ist also groß. Das zeigt auch das Beispiel des Chefredakteurs von sueddeutsche.de Stefan Plöchinger. Der 37-Jährige hat das Online-Portal der Süddeutschen Zeitung seit seinem Amtsantritt vor drei Jahren zur Nummer 5 auf dem deutschen Online-Nachrichten-Markt gemacht. Aus diesem Grund wollte ihn SZ-Chefredakteur Kurt Kister in die Chefredaktion der Zeitung holen. Ganz zum Unmut einiger Print-Kollegen, die Plöchinger vorwarfen, er habe nicht genügend journalistische Erfahrung im Schreiben von Texten.
Während ein solcher Vorwurf zumindest noch nachvollziehbar sein mag, entbrannte an anderer Stelle eine ganz neue Schlacht zwischen Online- und Offline-Journalisten. Die Zeit hatte über den Vorgang berichtet und erwähnte in diesem Zusammenhang auch, dass Plöchinger ein »Kapuzenpulliträger« sei, was wohl entsprechend abwertend gemeint war. Dies griff Harald Staun in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung auf und schrieb zum Fall Plöchinger:
“Wobei ja vielleicht wirklich nichts dagegen spricht, einen Internetexperten in die Führungsriege der Zeitung aufzunehmen. Wäre es aber dann nicht sinnvoll, auch einen Journalisten in die Chefredaktion von Süddeutsche.de zu holen?”
Eine Aussage, die verständlicherweise für viel Empörung bei Online-Journalisten sorgte. Auf Twitter begann ein »Shitstorm«: Allerlei Kollegen bekundeten ihre Solidarität mit dem Chefredakteur von sueddeutsche.de und veröffentlichten Fotos von sich im Kapuzenpulli. Der »Hoodiejournalismus« war geboren.
Die Aussage Stauns in der FAS zeigt, wie wenig Print-Journalisten oft vom Online-Journalismus verstehen. 45 Jahre nach Gründung des Internets ist immer noch die Meinung verbreitet, dass dort kein richtiger Journalismus gemacht wird. In ihrem »Neuen Handbuch des Journalismus und des Online-Journalismus« schreiben der langjährige Leiter der Henri-Nannen-Journalistenschule Wolf Schneider und der Chefredakteur der Thüringer Allgemeinen Paul-Josef Raue daher auch, dass viele Zeitungsredakteure Onliner noch immer gering schätzten. Dabei arbeiteten Online-Redaktionen doch wie Zeitungsredaktionen – nur viel schneller und viel härter. Gerade Anfänger hätten bei Online große Chancen, wenn sie sich nicht vom Zeitdruck drangsalieren ließen und die Technik souverän beherrschten.
Überhaupt: die Sache mit der Technik. Oft denken Print-Journalisten scheinbar, dass die Online-Kollegen nur damit beschäftigt sind »Multimedia-Inhalte« zu generieren. Dass vermutlich 90 Prozent aller Online-Journalisten vor allem recherchieren, schreiben und redigieren, wissen sie offenbar nicht oder verdrängen es – denn das würde ja bedeuten, dass im Internet tatsächlich echter Journalismus gemacht wird.
Doch es gibt Licht am Ende des Tunnels: Am 16. September wurde Stefan Plöchinger doch noch in die Chefredaktion der SZ gewählt. Beim Spiegel hingegen eskaliert derzeit die Lage. Wolfgang Büchner hat zuletzt die Stellen von zwei Ressortleitern neu ausgeschrieben. Das führte nun dazu, dass sich neben dem Großteil der Printredaktion auch noch der Betriebsrat gegen Büchner wendet. Es dürfte also nur noch eine Frage der Zeit sein, bis Büchner seinen Posten räumen muss. Die Verwirklichung des Konzepts »Spiegel 3.0« scheint damit in weite Ferne gerückt.
Und so bleibt nur zu hoffen, dass sich sein Nachfolger als Chefredakteur dann schlauer verhält und auf die Ängste der Print-Journalisten tatsächlich eingeht. Denn so wichtig eine Verschmelzung des Online- und Offline-Bereichs auch sein mag, es hilft nichts, die eigenen Kollegen vor den Kopf zu stoßen. In Zeiten von sinkenden Auflagen und massivem Stellenabbau in den Verlagen und Redaktionen sollten schließlich alle Journalisten gemeinsam daran arbeiten, dass diese Abwärtsspirale gestoppt wird. Ganz egal, ob sie online oder offline arbeiten.
Die journalistische Karriere in Schwung bringen – durch Selbstvermarktung
Freiberufler müssen die eigenen Produkte und Dienstleistungen in der Regel selbst unters Volk bringen, um Geld zu verdienen – das gilt für Musiker und Designer ebenso wie für freie Journalisten.
Für jeden Freiberufler sollte es daher das Ziel sein, sich nicht nur mit Qualitätsarbeit einen guten Ruf zu erarbeiten, sondern auch aktiv für die eigene Bekanntheit zu sorgen.
Denn „nur“ durch exzellente Arbeitsleistung lässt sich der Lebensunterhalt kaum bestreiten, wenn niemand davon erfährt und darum auch keiner dafür zahlt.
Auch und gerade freie Journalisten müssen daher etwas Zeit und Energie aufwenden, um positiv aufzufallen und in Erinnerung zu bleiben.
Möglichst viele potentielle Auftraggeber erreichen und überzeugen: Beim Stichwort „Selbstvermarktung“ dürften die ersten Gedanken wohl in diese Richtung gehen. Und auch für Journalisten stehen die Beziehungen zu Verlagen und Redaktionen verständlicherweise meist im Vordergrund, denn das sichert unmittelbar das eigene Auskommen.
Darüber hinaus gibt es jedoch auch weitere Personenkreise, die Medienschaffende bei den eigenen Selbstvermarktungsbemühungen berücksichtigen sollten.
Durch Respekt gegenüber Menschen, die derselben Tätigkeit nachgehen, lässt sich viel erreichen. Trotz der angespannten Lage – Stichwort “Medienkrise” – ist kollegialer Zusammenhalt unter Journalisten als Ausdruck gegenseitiger Wertschätzung keineswegs die Ausnahme. Das reicht vom ungezwungenen Gedankenaustausch, aus dem sich Ideen für neue Artikel oder Beiträge ergeben können, über die Weitergabe von Wissen bis hin zur Vermittlung von Informanten oder Abnehmern für die eigene Arbeit.
Einen „natürlichen“ Schwerpunkt der eigenen Selbstvermarktungsbemühungen sollte das Publikum bilden: Wer glaubt, dass nur Kontakte zu Medienunternehmen letztlich Geld bringen, denkt recht kurzsichtig.
Über soziale Netzwerke können Informationen hohe Verbreitung erfahren und digitale Mundpropaganda kann dabei helfen, schnell (und kostenlos!) Bekanntheit zu erlangen. Massenhaft geteilter, guter Journalismus erzeugt mit Sicherheit Aufmerksamkeit – auch gegenüber Medienunternehmen, die an einer lukrativen Zusammenarbeit interessiert sein könnten.
Darüber hinaus können sich ein hohes Ansehen und namentliche Bekanntheit beim Publikum aber auch anderweitig auszahlen.
Wer guten, engagierten oder auch kontroversen Journalismus betreibt, der viele Menschen erreicht, der kann auch mit Feedback rechnen. Sei es bei Online-Medien über die Kommentarfunktion oder ganz klassisch per Leserbrief: Wortmeldungen aus dem Publikum zur eigenen Arbeit können durch Lob motivieren, aber auch durch konstruktive Kritik den eigenen Horizont erweitern.
Sie bieten zudem einen Ansatz für den Journalisten, mit „seinem“ Publikum direkt in Kontakt zu treten und es näher kennenzulernen; Leserbriefe können ebenso beantwortet werden wie einzelne Wortmeldungen in Kommentarspalten. Ein ernsthafter Austausch mit den Rezipienten, der auf Respekt beruht, trägt wesentlich zum eigenen Renommee bei.
Engagierter Journalismus in Verbindung mit offenkundiger Wertschätzung für das Publikum kann auch dazu führen, dass sich Einzelpersonen mit ihren eigenen Geschichten offenbaren. Wer als Journalist etwa die schlechten Arbeitsbedingungen im Online-Versandhandel darlegt, erhält nicht selten Rückmeldungen von Betroffenen. Daraus können sich wiederum Ansätze für weitere Arbeiten ergeben.
Lediglich gute Qualität abzuliefern, dürfte heutzutage nicht mehr ausreichen: Zu viele Freie konkurrieren um zu wenige (und immer weniger werdende) Aufträge. Für Journalisten empfiehlt sich ein ganzheitlicher Selbstvermarktungs-Ansatz, der potentielle Auftraggeber ebenso berücksichtigt wie (Fach-)Kollegen und das eigene Publikum. Damit dürften die eigenen Investitionen – um in der Marketing-Terminologie zu bleiben – den maximalen Profit abwerfen.
Möglichkeiten, um diese eigenen „Marketingziele“ zu erreichen, gibt es heutzutage glücklicherweise genug, insbesondere online – etwa über die verschiedenen sozialen Medien oder mittels Blogging.
Im Journalismus wird in der heutigen Zeit selbstverständlich mit der aktuellen Technik gearbeitet. Niemand verfasst heute mehr Artikel mithilfe einer Schreibmaschine oder gar mit Stift und Papier. Daher stellt der Computer beziehungsweise der Laptop die zentrale Hardware für jeden Journalisten dar. Jedoch ist es mit einem Computer alleine mittlerweile nicht mehr getan und Journalisten benötigen darüber hinaus noch weitere Geräte, die für ihre tägliche Arbeit unersetzlich sind und den Job erheblich erleichtern. So muss ein Journalist beispielsweise jederzeit und überall erreichbar sein und auch unterwegs auf das Internet und auf seine Mails zugreifen können. Im Büro benötigen Journalisten in der Regel verschiedene Geräte für die schnelle Informationsbeschaffung und für das Drucken von Texten und Bildern.
Für die ideale Erreichbarkeit und für den mobilen Internetzugriff sind sowohl die aktuellen Smartphones als auch die Tablet-PCs für jeden Journalisten einfach unersetzbar. Wird ein Tablet zudem mit einer externen Tastatur und Maus ausgestattet, so kann der Journalist auf dem mobilen und kompakten Computer sogar bequem Artikel verfassen, ohne den Laptop mitführen zu müssen. Bevorzugt der Journalist jedoch auch unterwegs seinen Laptop, so sollte dieser auf jeden Fall mit einem Surfstick ausgestattet werden, um mobil vom Computer aus auf das Internet zugreifen zu können. Mit dem Smartphone oder Tablet können mithilfe der entsprechenden Apps übrigens auch ohne Probleme Interviews aufgezeichnet werden, wofür man in früheren Zeiten ein Diktiergerät verwendete. Dennoch bevorzugen einige Journalisten bis heute digitale Diktiergeräte, die mit einer Speicherkarte ausgestattet sind, auf welcher die Interviews oder die verbalen Notizen des Journalisten gespeichert werden. Ferner eignen sich die aktuellen Smartphones und Tablets für einen schnellen Schnappschuss. Jedoch muss hierbei bedacht werden, dass diese Bilder nicht der Qualität von Fotos entsprechen, die mit einer professionellen Kamera aufgenommen wurden. Besser ist es daher, wenn der Journalist eine hochwertige und kompakte Digitalkamera sein Eigen nennt und diese stets bei sich trägt.
Neben dem Computer benötigt ein Journalist im Büro oder Home-Office selbstverständlich einen Drucker, mit dessen Hilfe er Texte und Bilder auf das Papier bringen kann. Im Idealfall handelt es sich bei dem Drucker um ein Multifunktionsgerät, welches neben dem Drucken auch das Scannen von Dokumenten und Bildern sowie das Fotokopieren und Faxen ermöglicht. Um die wichtigen Daten vom Computer oder Laptop sichern zu können, ist es zudem empfehlenswert, sich eine externe Festplatte anzuschaffen, auf welcher regelmäßig die Datensicherungen abgelegt werden. Hierdurch wird der Journalist vor dem kompletten Datenverlust im Falle eines Festplattendefekts geschützt. Einige Journalisten haben in ihrem Büro zudem einen Fernseher und ein Radio, um sich stets auch über die dort stattfindende Berichterstattung informieren zu können. Wie nun unschwer zu erkennen ist, arbeiten Journalisten in erster Linie mit der heutzutage üblichen Hardware, wie sie nahezu in jedem Büro anzutreffen ist. Wichtig ist jedoch, dass die Hardware eine uneingeschränkt hohe Zuverlässigkeit aufweist und dem neuesten Stand der Technik entspricht. Denn nur diese hochwertigen Geräte ermöglichen eine reibungslos ablaufende journalistsche Arbeit.
Zunächst einmal die gute Nachricht: Es gibt sie, die Frauen in der Führungsetage! Mit 50 Prozent Frauenquote in der obersten Führungsetage ist die Redaktion der taz der Spitzenreiter. Aber auch die Berliner Zeitung (mit 40 Prozent) und die Zeit (mit 30,4 Prozent) verzeichnen einen großen Frauenanteil in der obersten Führungsetage ihrer Redaktionen. Inwiefern diese Frauen auch noch das große Ziel – die Vereinbarkeit von Familie und Beruf – erreicht haben, darüber gibt die Statistik von ProQuote / Statista 2014 (Stand vom Februar 2013) keine Auskunft.
Nein, ganz und gar nicht. Begonnen hat der Weg der Frau in den Journalismus bereits im 19. Jahrhundert. Damals fokussierten sich die “deutschen Frauen der Feder” noch auf die Schriftstellerei, legten aber bereits den Grundstein für ihre heutige Tätigkeit. Laut der Studie “Journalismus in Deutschland II / 2005” lag der Frauenanteil Ende der 70er Jahre bei rund 20 Prozent. Bis 2005 hatte sich der Anteil nahezu verdoppelt.
Muss ich mich denn nun wirklich entscheiden, ob ich Journalistin sein möchte oder ob ich eine Familie haben will? Nein. Und nun keine statistischen Werte mehr, sondern eine kleine Geschichte: Mein Sohn war zehn Wochen alt, als ich wieder als Vollzeit-Mitarbeiterin zur Arbeit ging. Ich kehrte damit auch in eine Führungsposition zurück mit Personalverantwortung für 18 Mitarbeiterinnen. Ich arbeitete in einem Verlag. Zweimal in der Woche genoss der Junior die Fürsorge von Opa und Uroma. Den Rest der Zeit konnte ich mich dank einer Home-Office-Regelung selbst um ihn kümmern. Oft wurde ich gefragt, ob das nicht furchtbar sei, das Baby “abzugeben”, und wie der Haushalt daneben noch zu stemmen sei. Auch wenn mich sicherlich viele für die Rabenmutter schlechthin hielten, kann ich nur sagen: Unsere Familie litt keineswegs unter der Situation. Gemeinsam – d.h. mein Mann, unser Junior und ich – konnten wir das “Kind” schaukeln und die oft geforderte “Vereinbarkeit von Familie und Beruf” leben.
Ob der Job leichter zu handeln ist, wenn man mehr Freiräume hat, kann ich in einigen Monaten sagen. Mit einem 14 Monate alten Sohn wagte ich den Sprung in die Selbstständigkeit, beantragte meinen Gewerbeschein und meinen Presseausweis und los gings. Seither bin ich als freiberufliche Journalistin “unterwegs”. Ja, es gibt Abendtermine und ja, es gibt Deadlines und Abgabetermine, die immer zu schnell heranrücken. Aber mal ehrlich: Braucht das der klassische Journalist nicht auch ein wenig? Und wieder einmal kann ich nur eins raten: Organisation und Zusammenhalt sind alles. Ein wenig Sportsgeist ist durchaus gefragt, das gebe ich ja zu, denn Jonglieren ist an der Tagesordnung, aber wenn man den Beruf des Journalisten als Berufung sieht, gehört das einfach mit dazu.
Freiberufliche Journalisten suchen den Austausch – und finden ihn
Wie viele von Ihnen haben jetzt geglaubt, dass ich erklären werde, dass in den Zeiten des World Wide Web und Social Media keiner mehr “allein” ist und jeder sich immer und zu jeder Zeit austauschen kann!? Bestimmt einige. Das ist nicht weiter schlimm, denn für einen bestimmten Teilbereich ist das eine sinnvolle Möglichkeit – dann nämlich, wenn es um die Technik geht.
Fachforen gibt es, wie für nahezu jede Berufsgruppe, auch für Journalisten. Genau hier lassen sich Antworten auf fachspezifische Fragen finden. Diskutieren Sie die Grenzen der Panoramafreiheit mit freiberuflichen sowie angestellten Journalisten und vielleicht sogar mit einem Anwalt, der sich auf die Themen Presse- und Urheberrecht spezialisiert hat und gerne die Paragraphen erklärt. Tauschen Sie sich über die pfiffigsten Schnittmöglichkeiten und Szenenüberblendungen online aus. Und wenn Ihnen das persönliche Wort lieber ist, hilft die Video- bzw. Chat-Telefonie aus. Tipp: Ob Sie es hochtrabend als “Kundenbindungsinstrument” titulieren oder sich einfach nur mit den Kollegen in der Redaktion gut verstehen – ein Besuch bei ihren Auftraggebern kann nie schaden und fördert den fachlichen sowie den inhaltlichen Austausch.
Soviel zum ausgetauschten “Fachchinesisch”. Doch daneben stehen die Inhalte, die besprochen werden, um die Sichtweise zu erweitern. Dazu müssen Sie nicht ins Internet abtauchen. Sprechen Sie mit ihren Freunden und Bekannten. Nicht über das Genre, welches Sie beliefern müssen, sondern über den Inhalt, den Sie spannend aufbereiten möchten. Und siehe, es werden wunderbare Geschichten zutage gefördert, die Sie nie erfahren hätten, wenn Sie sich ausschließlich unter ihresgleichen ausgetauscht hätten.
Warum? Flapsig ausgedrückt kann man sagen, dass der thematische Horizont in Anbetracht der gleichen Herangehensweise doch sehr eingeschränkt ist. Branchenfremde Bekannte denken nicht zuerst an das perfekte Bild, welches die Intention des Textes unterstreicht und auch nicht an die Zitierbarkeit des Ansprechpartners. Mit dieser Herangehensweise werden Freunde und Bekannte zur journalistischen Goldgrube, wenn es um thematische Vielfalt geht.
Doch worum ging es eingangs? Um den Austausch. Mit dem “Be-Nutzen” von Freunden und Bekannten zur Interaktion kreieren Sie den nötigen Austausch, den Sie als Journalist brauchen, um eine Geschichte interessant zu erzählen. Praxis-Tipp: Ich lebe den Journalismus, und jeder, der mich kennt und der mit mir spricht, weiß, dass ich noch während des Gesprächs innerlich sondiere, für welchen Auftraggeber dieser Bericht interessant sein könnte.
Sie halten das für nicht sehr vertrauenswürdig? Doch, denn ich würde nie jemanden “verkaufen”, der das nicht möchte. Ich verstehe mich als Sammlerin von Geschichten – und frage dann, ob es in Ordnung ist, den Bericht weiterzutragen. By the way: Bei den uns so gut bekannten sozialen Netzwerken wird in der Regel niemand gefragt, ob ein Bild gepostet oder kommentiert werden darf.
Einen guten Journalisten machen neunzig Prozent Recherche und zehn Prozent Talent aus. Diese Ansage mancher Dozenten an journalistischen Bildungseinrichtungen weist auf die Bedeutung des Recherchierens im Medienberuf hin. Das stilistische Können gehört zwar zweifelsohne zum Erfolg, und auch die Idee für Beiträge kann zündende Wirkung haben. Doch alles dies nützt nichts, wenn nicht gründlich und umfassend recherchiert wird. Jede Nachricht, aus der ein Beitrag entstehen soll, muss von allen Seiten beleuchtet werden. Sind Genre sowie Thema und Absicht eines Beitrages festgelegt, ist der nächste Schritt die Ermittlung der Fakten. Als Hilfsmittel zum strukturierten Vorgehen dienen die sieben W-Fragen: Fünf von ihnen bilden das Basiswissen, die anderen beiden liefern Zusatzinformationen.
Dieses Fragenkonstrukt dient dem gezielten Vorgehen und erweist sich bei der laufenden Sammlung von Informationen als Basis für neue Fakten, die hinterfragt werden wollen. Hier ist Vorsicht geboten und Wesentliches vom Unwesentlichen zu trennen. Was will ich wirklich aussagen? Welche Rechercheergebnisse sind dafür tatsächlich notwendig? Thema und Absicht dürfen nicht aus den Augen verloren werden: Sie müssen die Zielgerade bestimmen.
Da auch das journalistische Arbeiten nicht immer ein Wunschkonzert ist, gibt es neben den eigenen Ideen für Themen die Artikelvergabe. Das heißt, der Journalist hat sich die Aufgabe nicht selbst gewählt, sondern bekommt sie als Auftrag. Die Motivation für diese Entscheidung bedeutet entweder, dass man für diese Geschichte prädestiniert ist oder schlicht kein anderer da ist, der sie schreiben kann. Auch das gehört zum Redaktionsalltag. Je nach Voraussetzungen kann auf Basiswissen zurückgegriffen oder muss bei Null angefangen werden.
Ein journalistischer Beitrag lebt von konkreter fachlicher Kompetenz. Aus diesem Grund gehört zur Recherche, diese Qualifikation über Quellen zu erhalten. Schließlich kann der Journalist zwar über dauerhaft verspätete Züge in einem x-beliebigen Bahnhof schreiben, die nötigen Fakten dazu liefert ihm aber der zuständige Ansprechpartner vor Ort. Neben der Vermittlung des eigenen Eindrucks können konkrete Informationen als Zitate mit dem Namen der Quelle angegeben werden. Möchte ein Informant nicht genannt werden, ist es möglich, ihn mit einem Alias auszustatten und die Bemerkung „der Name ist der Redaktion bekannt“ anzuführen. Erhält die Redaktion einen Tipp, ist ähnlich zu verfahren: “nach Recherchen/Informationen unserer Zeitung”. Grundsätzlich gilt: Wenn eine Quelle nicht zitiert werden möchte, hat dies so zu geschehen. Allerdings: Tatsachenbehauptungen über einen Dritten muss bei einer Klage beweisen können und das kann mit Informanten, die anonym bleiben wollen, schwierig werden.
Ein anderer wichtiger Punkt ist die Objektivität bei der Recherche. Da es nahezu immer zwei Seiten der Medaille, also eines Ereignisses gibt, ist es notwendig, die jeweiligen Parteien mit ihren Ansichten zu erwähnen bzw. ihnen die Möglichkeit einer Meinungsäußerung oder Stellungnahme zu geben. Je nach Thema und Brisanz muss fallbezogen entschieden werden, wieviel Raum der Problematik gegeben wird. Gegenüber den Befragten kann man sich durch einen Presseausweis als Journalist legitimieren. Dann wissen die Gesprächspartner auch, dass man regelmäßig und dauerhaft journalistisch tätig ist.
Bei einer klaren Auseinandersetzung, die viele Menschen interessiert, können zum journalistischen Beitrag die Leser/Hörer/Zuschauer in die Diskussion einbezogen werden. Auch hier ist es wichtig, immer zu wissen, mit wem man es zu tun hat.
Während der Phase der Recherche kann es natürlich auch passieren, dass das Thema so viele Informationen bietet, dass sich zu einem Bericht wegen seiner Brisanz noch ein Leitartikel aufdrängt oder sich zu einer Reportage noch ein Kurzporträt anbietet. Zudem kann das angehäufte Faktenmaterial und damit Hintergrundwissen für weitere Beiträge zu diesem Thema genutzt werden. Ein Beispiel dafür ist die Serie. Eine weitere Möglichkeit besteht, die recherchierten Informationen in Bezug zu einer anderen, aber tangierenden Thematik zu stellen und dazu wiederum Fragen aufzuwerfen.
Grundsätzlich gilt bei allen Recherchearbeiten, die Fakten und die Quellen zu überprüfen, also eine sogenannte Gegenrecherche vorzunehmen. Nichts ist für das Renommee, die Glaubwürdigkeit eines Journalisten und dessen Bekenntnis zum Qualitätsjournalismus so rufschädigend, wie einer “Ente”, einer Falschmeldung, aufgesessen zu sein.