Es sind haptische Erlebnisse, das Papier der Tageszeitung mit angefeuchtetem Finger zu durchblättern, Blatt für Blatt die glatten Seiten eines Magazins zu studieren oder beim Lesen eines Buches wichtige Passagen mit einem Stift zu markieren. Doch diese Form des Lesegenusses verliert immer mehr an Bedeutung. Heute wird geklickt statt geblättert. Die Folge: Printmedien werden zunehmend durch digitale Angebote ersetzt.
Sie sind in der täglichen Nutzung bereits jetzt weit hinter die elektronischen und digitalen Medien zurückgefallen. Allein die tägliche Auflage der deutschen Tageszeitungen ist zwischen 1991 und 2012 von circa 27,3 Millionen Exemplaren um rund 30 Prozent auf weniger als 19 Millionen gedruckte Exemplare gesunken. Fakt ist, dass ein Großteil der Bevölkerung, insbesondere die jüngeren Generationen, zur Deckung des Informationsbedarfs die zahlreichen digitalen Angebote in Anspruch nimmt. Über Smart-Phone, PC oder Tablet werden nationale wie internationale Themen und Nachrichten – gerne auch brandaktuell über Newsticker – abgerufen. Aktuelle Informationen sind permanent verfügbar – ein „billiges Massenprodukt“.
Für Journalisten ist diese Entwicklung frustrierend. Aufgrund des Kostendrucks lassen sich Verlage journalistische Qualität immer weniger kosten. Die Wertschätzung des Berufsstandes Journalist sinkt immer mehr – zumindest die monetäre. Dabei ist die fundierte Ausbildung zum Journalisten intensiv und der Arbeitsaufwand journalistischer Tätigkeit enorm.
Investigativer Qualitäts-Journalismus erfordert ein Gespür für Themen und Trends, eine präzise, langwierige Recherche und das Können, publikumsnah zu formulieren und zu schreiben. Diese aufwändige Arbeit sollte entsprechend honoriert werden. Nur dadurch können Qualität, Objektivität und Unabhängigkeit gewahrt werden. Sonst besteht die Gefahr, dass Themen, Meldungen und Meinungen von zahlungskräftigen Unternehmen, Einrichtungen und Agenturen gemacht werden. Die Basis journalistischer Freiheit ginge verloren. Recht hätte nicht mehr derjenige, der investigativ und nachhaltig recherchiert, sondern jene, die am meisten bezahlen können. Daher ist es unabdingbar, dass die Qualität journalistischen Schaffens durch Verbände wie den Deutschen Medienverband geschützt und gefördert wird.
Manfred Orle
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