In Teil 1 unserer Reihe: “Selbstvermarktung für Journalisten” haben wir die Zielgruppen definiert, in Teil 2, die Kontaktaufnahme mit dieser Zielgruppe thematisiert – und in diesem Teil unserer Reihe dreht sich alles um die Inhalte und deren Verteilung
Die eigene Anhängerschaft zur Weiterverteilung motivieren
Die Profile sind eingerichtet, die ersten Kontakte in den sozialen Netzwerken geknüpft – zum Beispiel, indem persönliche Bekannte direkt eingeladen werden. Und was nun?
Jetzt gilt es, die bestehenden Kontakte bei Laune zu halten und sie als „Makler“ für die eigene Sache einzuspannen. Denn wer relevante und/oder amüsante Informationen liefert, kann sich fast sicher sein, dass diese von den eigenen Anhängern weiterverteilt werden.
Das kann geschehen in Form öffentlich einsehbarer „Likes“ auf den Profilseiten bei Facebook (z. B. „XY gefällt das!“), durch ReTweets bei Twitter (gemeint ist das Weiterleiten von fremden Tweets) – aber in jedem Fall: völlig kostenlos!
Inhalte liefern – am einfachsten per Verweis auf eigene Arbeiten
Wer als Journalist nicht gänzlich neu „im Geschäft“ ist und schon ein paar online abrufbare Inhalte zu bieten hat, kann diese quasi „zweitverwerten“.
In einer Facebook-Gruppe oder einem Google+-Kreis wird ein Thema heiß diskutiert, über das ich schon einmal geschrieben habe? Einen cleveren Kommentar abgeben und darunter den Link zum eigenen Artikel setzen!
Bei Twitter ertönt ein neuer #Aufschrei? Thematisch passende eigene Arbeiten können in die Debatte eingespielt werden (bei emotional besetzten Themen sollte man aber sensibel vorgehen, um nicht unvermittelt Ziel eines Shitstorms zu werden).
Dieses Vorgehen erscheint besonders vorteilhaft bei selbst verfassten Online-Artikeln, die ohne Nennung des eigenen Namens erschienen sind – so kann eine Zuordnung zwischen Beitrag und Autor nachträglich noch hergestellt werden.
Umfangreiche Inhalte? Ein Blog bietet jede Menge Raum dafür!
Die sozialen Netzwerke eignen sich sehr gut, um kürzere Kommentare und/oder Verweise auf eigene Arbeiten zu verteilen. Längere Texte wirken dagegen schnell unübersichtlich und damit unleserlich.
Was aber, wenn ich mich nicht kurz fassen will oder kann – etwa, weil mein Thema zu komplex ist?
Dann muss definitiv ein Blog her. Als ganz persönliche journalistische Spielwiese lässt ein Blog dem Besitzer jede erdenkliche Freiheit (auch hinsichtlich der Textlänge). Und die eigenen Kontakte können weiter als „Verteiler“ genutzt werden, indem man sie auf neue Blogartikel aufmerksam macht.
Einen Blog anlegen und den Schwerpunkt bestimmen
Als Plattform für Blogs hat sich mittlerweile WordPress durchgesetzt – eine freie Blogsoftware, die stetig weiterentwickelt wird und für die WordPress Agenturen sehr gute WordPress Schulungen anbieten um dieses CMS System schnell und unkompliziert zu erlernen und zu beherrschen. Um in den Weiten des Netzes gut auffindbar zu sein, sollte der WordPress-Blog mit aussagekräftigem Namen unter einer Top-Level-Domain verfügbar sein (z. B. www.selbstvermarktungsblog.de). Entsprechende Angebote gibt es bei zahlreichen Webhostern für wenige Euro monatlich.
Der Name der Top-Level-Domain sollte die Ausrichtung des Blogs widerspiegeln. Und die wiederum sollte natürlich entsprechend den eigenen journalistischen Schwerpunkten gewählt werden: Von welchem Thema habe ich überdurchschnittlich viel Ahnung?
Bevor es losgeht – Impressum nicht vergessen!
Wer eine eigene Webseite betreibt, fällt unter die Impressumspflicht – das gilt natürlich auch für Blogger. Also: Die entsprechenden Angaben nicht vergessen.
Ist das geschehen, kann es endlich ans Eingemachte gehen: Jetzt muss der berühmt-berüchtigte Content geliefert werden.
Bloginhalte – erlaubt ist, was gefällt
Blogs als journalistisches Medien können die ganze Vielfalt des Journalismus abbilden. Es gibt im Grunde keine Vorgaben. Das heißt auch: Blogs sind keineswegs „text-only“ – wer eigenes Videomaterial oder Podcasts produziert hat, kann sie ebenfalls via Blog veröffentlichen.
Generell eignet sich ein Blog sehr gut, um die Öffentlichkeit an der eigenen Gedankenwelt teilhaben zu lassen. Journalistische Blogger greifen dabei häufig auf eine essayistische Form zurück: Ein „gehobener Plauderton“ und bissige Formulierungen sorgen für eine gute Zugänglichkeit und animieren zum Kommentieren und Weiterverteilen.
Der Blog bietet sich auch dazu an, Informationen zu publizieren, die an anderer Stelle nicht veröffentlicht werden konnten (etwa, wenn im Zuge einer Auftragsarbeit Rechercheergebnisse keinen Platz mehr im finalen Artikel gefunden haben).
Um eigene Artikel aufzulockern, können Fotos eingebettet oder per Link auf fremde Inhalte verwiesen werden, um dem Leser zusätzliche Informationen zu vermitteln. Das Verlinken (und Verlinkt-werden) sorgt außerdem dafür, dass der eigene Blog in der Google-Suche weiter vorn auftaucht, wenn nach thematisch passenden Begriffen gesucht wird.
Für Google sind ein- und ausgehende Links Anzeichen für die Beliebtheit und „Wichtigkeit“ einer Seite. Eine gute „Sichtbarkeit“ des eigenen Blogs bei Google ist entsprechend ein guter Gradmesser für den Erfolg.
Auftraggeber, Kollegen und Mediennutzer haben schlechte Chancen, Kontakt zu einem Journalisten aufzunehmen oder ihn und seine Arbeit im Auge zu behalten, wenn er nicht „sichtbar“ ist.
In Zeiten des Social Web mit seinen unzähligen Möglichkeiten zur Selbstdarstellung ist es ein Leichtes, ins Licht der Öffentlichkeit zu treten. Der Journalist Karsten Lohmeyer empfiehlt, die gebotenen Möglichkeiten effektiv zu einer Strategie zu bündeln: Der Journalist sollte zur Marke werden.
Das soll heißen: Bewährte Strategien aus der Marketingwelt sollten genutzt werden, um die eigene Arbeit und Person im Bewusstsein der Zielgruppen positiv zu verankern. Die Kunden sollen beim Durchstöbern des Medienangebots immer wieder auf die vertraute „Qualitätsmarke“ stoßen und zum „Konsum“ verleitet werden.
Gemeint ist also der Aufbau einer Markenidentität, die nach außen hin Qualität signalisiert. Der Journalist Moritz Sauer empfiehlt seinen Kollegen, sich dafür an folgenden Fragen zu orientieren:
Dadurch lassen sich die eigenen Stärken gut erkennen, um sie anschließend aktiv und zielgruppenspezifisch zu bewerben: Marketingleute sprechen auch von Positionierung.
Die inhaltliche Erkennbarkeit, die durch eine Markenidentität geschaffen wird, kann anschließend um optische Gestaltungsmerkmale (also ein Corporate Design) ergänzt werden. Idealerweise erkennt dann auch ein flüchtiger Betrachter sofort, wer hinter einem Text/Video/Podcast steht (und greift auf das Angebot zu, anstatt weiter zu surfen).
Wer als Journalist viele verschiedene Kanäle nutzt, um die eigene Arbeit publik zu machen, kann durch eine einheitliche Gestaltungsweise den Wiedererkennungswert deutlich erhöhen.
Die Kombination aus einer immer und auf allen Kanälen genutzten Schriftart, -farbe und -größe, vielleicht auch einem (Schrift-)Logo und einem prägnanten Slogan erhöht den Wiedererkennungswert ungemein – deshalb investieren Unternehmen ja auch viel Geld dafür. Als Journalist kann man sich das Geld sparen – und sich stattdessen einfach einmal kurz Gedanken über diesen Punkt machen: Was könnte mich und meine Arbeit optisch gut widerspiegeln?
Herrscht erst einmal Klarheit über das (optische und inhaltliche) Selbstbild, muss es anschließend der restlichen Welt vermittelt werden – dazu stehen zahllose soziale Netzwerke und Communities zur Auswahl. Hier sollte von vornherein gelten: Immer einen separaten Account für die eigenen professionellen Zwecke anlegen (auch wenn es z. B. schon einen privaten Facebook-Account gibt).
Die eigenen Nutzerprofile sollten anschließend mit Daten gefüllt werden, die den professionellen Charakter unterstreichen (also Angaben zu den eigenen Schwerpunktthemen, bisherigen Arbeitgebern etc.).
Auf welchen sozialen Plattformen man aktiv sein möchte, sollte von ihrer Reichweite sowie ihrem Nutzerkreis abhängen.
Sinnvoll ist es sicherlich, in Business-Netzwerken wie XING oder kress-köpfe (einem Branchenportal für Medienberufe) Präsenz zu zeigen. Denn hier bestehen in einem „professionellen“ Umfeld die besten Chancen, Entscheider zu erreichen, neue Aufträge an Land zu ziehen und Kontakte zu Kollegen zu knüpfen.
Dann wären da natürlich die reichweitenstarken sozialen Netzwerke Facebook und Google+. Wer hier seine Spuren hinterlässt – Einträge auf Profilseiten kommentiert, interessante Fundstücke aus dem Netz teilt, Freundschaftsanfragen an Gleichgesinnte verschickt – wird nicht lange auf neue Kontakte warten müssen. Und unter denen lassen sich dann eigene Inhalte teilen und weiterverbreiten.
Gerade für Journalisten ist Twitter ein hervorragendes Instrument: Zum einen als Informationsquelle (indem man Personen folgt, die zu den eigenen Schwerpunktthemen twittern), zum anderen, um selbst zu zeigen, dass man in aller Kürze Informatives liefern kann (und so Follower dazugewinnt).
Darüber hinaus existieren unzählige Communities, mit denen sich weitere, enger umgrenzte Personenkreise gezielt ansprechen lassen. Ein Fotojournalist könnte etwa bei der Bilder-Community flickr sein Publikum finden, während der freiberufliche VJ seine Kurzbeiträge bei Youtube präsentieren könnte.
Um Facebook-Freunde, Twitter-Follower oder Channel-Abonnenten zu gewinnen, muss man ihnen etwas bieten: interessante Inhalte. „Content is king“ gilt auch im Social Web – zumindest, wenn er gut verdaulich ist und häppchenweise geliefert wird. Wer gerne ausführlicher schreiben möchte, sollte besser den Weg in die Blogosphäre antreten.