Freiberufliche Journalisten suchen den Austausch – und finden ihn
Wie viele von Ihnen haben jetzt geglaubt, dass ich erklären werde, dass in den Zeiten des World Wide Web und Social Media keiner mehr “allein” ist und jeder sich immer und zu jeder Zeit austauschen kann!? Bestimmt einige. Das ist nicht weiter schlimm, denn für einen bestimmten Teilbereich ist das eine sinnvolle Möglichkeit – dann nämlich, wenn es um die Technik geht.
Fachforen gibt es, wie für nahezu jede Berufsgruppe, auch für Journalisten. Genau hier lassen sich Antworten auf fachspezifische Fragen finden. Diskutieren Sie die Grenzen der Panoramafreiheit mit freiberuflichen sowie angestellten Journalisten und vielleicht sogar mit einem Anwalt, der sich auf die Themen Presse- und Urheberrecht spezialisiert hat und gerne die Paragraphen erklärt. Tauschen Sie sich über die pfiffigsten Schnittmöglichkeiten und Szenenüberblendungen online aus. Und wenn Ihnen das persönliche Wort lieber ist, hilft die Video- bzw. Chat-Telefonie aus. Tipp: Ob Sie es hochtrabend als “Kundenbindungsinstrument” titulieren oder sich einfach nur mit den Kollegen in der Redaktion gut verstehen – ein Besuch bei ihren Auftraggebern kann nie schaden und fördert den fachlichen sowie den inhaltlichen Austausch.
Mitmenschen “nutzen”
Soviel zum ausgetauschten “Fachchinesisch”. Doch daneben stehen die Inhalte, die besprochen werden, um die Sichtweise zu erweitern. Dazu müssen Sie nicht ins Internet abtauchen. Sprechen Sie mit ihren Freunden und Bekannten. Nicht über das Genre, welches Sie beliefern müssen, sondern über den Inhalt, den Sie spannend aufbereiten möchten. Und siehe, es werden wunderbare Geschichten zutage gefördert, die Sie nie erfahren hätten, wenn Sie sich ausschließlich unter ihresgleichen ausgetauscht hätten.
Warum? Flapsig ausgedrückt kann man sagen, dass der thematische Horizont in Anbetracht der gleichen Herangehensweise doch sehr eingeschränkt ist. Branchenfremde Bekannte denken nicht zuerst an das perfekte Bild, welches die Intention des Textes unterstreicht und auch nicht an die Zitierbarkeit des Ansprechpartners. Mit dieser Herangehensweise werden Freunde und Bekannte zur journalistischen Goldgrube, wenn es um thematische Vielfalt geht.
Interaktion bedeutet Weiterentwicklung
Doch worum ging es eingangs? Um den Austausch. Mit dem “Be-Nutzen” von Freunden und Bekannten zur Interaktion kreieren Sie den nötigen Austausch, den Sie als Journalist brauchen, um eine Geschichte interessant zu erzählen. Praxis-Tipp: Ich lebe den Journalismus, und jeder, der mich kennt und der mit mir spricht, weiß, dass ich noch während des Gesprächs innerlich sondiere, für welchen Auftraggeber dieser Bericht interessant sein könnte.
Sie halten das für nicht sehr vertrauenswürdig? Doch, denn ich würde nie jemanden “verkaufen”, der das nicht möchte. Ich verstehe mich als Sammlerin von Geschichten – und frage dann, ob es in Ordnung ist, den Bericht weiterzutragen. By the way: Bei den uns so gut bekannten sozialen Netzwerken wird in der Regel niemand gefragt, ob ein Bild gepostet oder kommentiert werden darf.
Steffi Brand
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