Zunächst einmal die gute Nachricht: Es gibt sie, die Frauen in der Führungsetage! Mit 50 Prozent Frauenquote in der obersten Führungsetage ist die Redaktion der taz der Spitzenreiter. Aber auch die Berliner Zeitung (mit 40 Prozent) und die Zeit (mit 30,4 Prozent) verzeichnen einen großen Frauenanteil in der obersten Führungsetage ihrer Redaktionen. Inwiefern diese Frauen auch noch das große Ziel – die Vereinbarkeit von Familie und Beruf – erreicht haben, darüber gibt die Statistik von ProQuote / Statista 2014 (Stand vom Februar 2013) keine Auskunft.
Nein, ganz und gar nicht. Begonnen hat der Weg der Frau in den Journalismus bereits im 19. Jahrhundert. Damals fokussierten sich die “deutschen Frauen der Feder” noch auf die Schriftstellerei, legten aber bereits den Grundstein für ihre heutige Tätigkeit. Laut der Studie “Journalismus in Deutschland II / 2005” lag der Frauenanteil Ende der 70er Jahre bei rund 20 Prozent. Bis 2005 hatte sich der Anteil nahezu verdoppelt.
Muss ich mich denn nun wirklich entscheiden, ob ich Journalistin sein möchte oder ob ich eine Familie haben will? Nein. Und nun keine statistischen Werte mehr, sondern eine kleine Geschichte: Mein Sohn war zehn Wochen alt, als ich wieder als Vollzeit-Mitarbeiterin zur Arbeit ging. Ich kehrte damit auch in eine Führungsposition zurück mit Personalverantwortung für 18 Mitarbeiterinnen. Ich arbeitete in einem Verlag. Zweimal in der Woche genoss der Junior die Fürsorge von Opa und Uroma. Den Rest der Zeit konnte ich mich dank einer Home-Office-Regelung selbst um ihn kümmern. Oft wurde ich gefragt, ob das nicht furchtbar sei, das Baby “abzugeben”, und wie der Haushalt daneben noch zu stemmen sei. Auch wenn mich sicherlich viele für die Rabenmutter schlechthin hielten, kann ich nur sagen: Unsere Familie litt keineswegs unter der Situation. Gemeinsam – d.h. mein Mann, unser Junior und ich – konnten wir das “Kind” schaukeln und die oft geforderte “Vereinbarkeit von Familie und Beruf” leben.
Ob der Job leichter zu handeln ist, wenn man mehr Freiräume hat, kann ich in einigen Monaten sagen. Mit einem 14 Monate alten Sohn wagte ich den Sprung in die Selbstständigkeit, beantragte meinen Gewerbeschein und meinen Presseausweis und los gings. Seither bin ich als freiberufliche Journalistin “unterwegs”. Ja, es gibt Abendtermine und ja, es gibt Deadlines und Abgabetermine, die immer zu schnell heranrücken. Aber mal ehrlich: Braucht das der klassische Journalist nicht auch ein wenig? Und wieder einmal kann ich nur eins raten: Organisation und Zusammenhalt sind alles. Ein wenig Sportsgeist ist durchaus gefragt, das gebe ich ja zu, denn Jonglieren ist an der Tagesordnung, aber wenn man den Beruf des Journalisten als Berufung sieht, gehört das einfach mit dazu.