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Das ABC der Artikelformen – Teil 5

März 24, 2015
by p187425
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in unserer Serie: Das ABC der Artikelformen werden verschiedene Formen vorgestellt. Heute widmen wir uns dem Thema:

Menschen im Fokus: Interview und Porträt

Wenn der Chefredakteur zum wiederholten Male fordert „lasst die Menschen sprechen“, dann heißt das nicht gleich, dass er an ein Interview denkt. Er wünscht sich damit, dass Reportagen angereichert werden mit Zitaten. Noch stärker am Menschen orientiert sind jedoch die journalistischen Stilformen des Interviews oder des Porträts, die in diesem Teil der Serie vorgestellt werden.

Ein Interview ist weit mehr als ein Frage-Antwort-Spiel

Ein klassisches Interview erkennt man an der Form. Baut sich der Artikel als klassisches Frage-Antwort-Spiel auf, so erkennt man das Interview auf den ersten Blick. Doch das ist nur die Hülle, denn im Grunde genommen steckt hinter jedem Interview ein Gespräch, indem präzise Fragen gestellt werden. Und um diese Fragen stellen zu können, bedarf es letztlich auch einer genauen Vorbereitung auf Gespräch und Person. Inhaltlich unterscheiden sich Interviews im Gespräch zu einem speziellen Thema, zur Meinung des Interviewten und zur Person selbst.

• Ein Themeninterview kann zum Beispiel an den Bürgermeister einer Kommune gerichtet sein. Er wird, in seiner Funktion als fachlich versierter Ansprechpartner, zur Zukunftsperspektive des Ortes als Wirtschaftsraum befragt.
• Ein Meinungsinterview kann sich, in Form einer Umfrage, an eine Person oder an viele Personen richten. Ein Umfragethema hat in aller Regel einen regionalen und zeitlichen Bezug. Gibt es aktuell im Ort Diskussionen um die Aufnahme von Asylbewerbern, so wird die Bevölkerung dazu nach kurzen Statements gefragt. Ein Meinungsinterview in Form einer Umfrage entsteht.
• In einem Personeninterview kommt der Journalist dem Interviewpartner am nahesten. Ziel ist es, in Fragen und Antworten die Persönlichkeit und den Charakter des Interviewpartners ebenso herauszuarbeiten wie dessen Meinung.

Ein Bild eines Menschen entsteht – im Porträt

Wer bei einem Porträt zunächst einmal an das Porträtbild denkt, kommt dem Porträt als journalistische Gestaltungsform durchaus sehr nahe. Denn ein Porträt zu schreiben bedeutet auch, ein Bild des Interviewpartners zu zeichnen und darin nicht nur Worte wirken zu lassen, sondern auch Verhalten, Gestik, Mimik und Rhetorik zu beleuchten. Die Kunst des Porträtschreibens besteht darin, in Worten die Person zu beschreiben, ohne sie zu kommentieren.

Ein Porträt ist keine schicke Auflistung vom Werdegang des Interviewpartners, denn ein nachrichtliches Porträt ist vergleichsweise „kalt“ und kein klassisches journalistisches Porträt. Der Facettenreichtum fehlt. Dies ist oft der Tatsache geschuldet, dass keine Möglichkeit bestand, die zu porträtierende Person im Gespräch zu erleben – dann fehlen die Farben, die aus Gestik, Mimik, Rhetorik und Verhalten gemischt werden, auch im Text.

Stilistisch betrachtet gestaltet sich das Porträt oft ähnlich wie eine Reportage. Das heißt aber für den Journalisten auch, dass er neben seinem Gegenüber auch noch das Drumherum beobachten muss, um ein Bild der Szene anschließend in Worte kleiden zu können.

Interview und Porträt in der Online-Welt?

Sicherlich gibt es Interviews im World Wide Web, und sogar in mehreren Varianten. Neben Interviews in schriftlicher Form gibt es auch Hörbeiträge und Videos von Interviews. Und ohne die Journalistenzunft hochloben zu wollen, zeigt sich dennoch: Ein gut recherchiertes und fachlich versiertes Interview erkennt man am Stil und oft auch an der Quelle.

Viele Medienmacher (Online-Magazine, Radio- und Fernsehsender) stellen Interviews ins Netz, die allen Regeln der Interviewkunst folgen. Doch es gibt auch die andere Seite der Medaille. Die nämlich, in denen ein Interviewer einer anderen Person ein Mikrofon unter die Nase hält und im Netz anschließend ein Frage-Antwort-Ping-Pong ohne journalistischen Charakter zu finden ist.

Ähnlich verhält es sich beim Porträt. Ja, es gibt Porträts, die in der Online-Welt zu finden sind – und auch hier gibt es die, die die eingangs aufgezeigten Anforderungen erfüllen und die semi-professionellen Porträts in Schrift- oder Videoform. Warum? Weil Interview und Porträt nicht als Fachbegriffe geschützt sind und selbst das heute nicht mehr davor bewahren würde, den eigenen kritischen Blick auf die Medien zu richten, die im Internet kursieren.

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